Eierstockkrebs kann lange unentdeckt bleiben – die präventive Entfernung der Eileiter kann das Erkrankungsrisiko senken. Doch wie sieht die Akzeptanz des Verfahrens an deutschen Kliniken aus?
Jährlich wird bei mehr als 7.000 Frauen in Deutschland Eierstockkrebs festgestellt. Das geschieht häufig erst im fortgeschrittenen Stadium, denn die Erkrankung verursacht zunächst keine Beschwerden und es gibt keine effektive Früherkennung. Die aggressiven Tumoren machen mehr als ein Viertel der Krebserkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane aus. Die Hälfte der Patientinnen verstirbt innerhalb von fünf Jahren.
„Wir wissen, dass die Eileiter eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Eierstockkrebs spielen können“, erklärt Gynäkologe Prof. Ingo Runnebaum von der Uniklinik Jena. „Beim Eisprung könnten Krebsvorstufen, die sich im Eileiter oder der Gebärmutter gebildet haben, auf die Eierstöcke übergehen.“
Auswertungen des schwedischen Gesundheitsregisters haben gezeigt, dass Frauen mit entfernten Eileitern ein um mindestens 40 % reduziertes Risiko für Eierstockkrebs haben, obwohl die hormonproduzierenden Eierstöcke erhalten wurden. Das Team um Runnebaum klärt daher bei einer notwendigen Gebärmutterentfernung auch über die Möglichkeit der Eileiteroperation auf. Dieses Angebot haben die Patientinnen nahezu ausnahmslos angenommen.
„Unsere Daten zeigen, dass dadurch auch andere von den Eileitern ausgehende Erkrankungen vermieden werden, ohne zusätzliche Komplikationen“, so Runnebaum. Bei Frauen mit abgeschlossener Familienplanung bieten alle geplanten Unterleibseingriffe, wie z. B. eine Bauchspiegelung, die Möglichkeit zur Entfernung der Eileiter. Insgesamt dauert die Eileiterentfernung nur wenige Minuten und stellt nach Ansicht der meisten Ärzte bei korrekter Durchführung kein zusätzliches Risiko dar.
In deutschen Frauenkliniken wird die vorbeugende Eileiterentfernung bereits häufig durchgeführt – das belegen jetzt veröffentlichte Operationsstatistiken und Umfragen. Statistiken zeigen, dass Kliniken in Deutschland seit 2011 zunehmend bei Gebärmutterentfernungen auch die Eileiter entnehmen. Im Jahr 2020 war das bei mehr als zwei Dritteln der vor dem 50. Lebensjahr operierten Frauen der Fall. Nahezu alle der befragten Fachärzte hatten eine solche Operation schon durchgeführt. Die deutliche Mehrheit der Operateure gab an, in den meisten Fällen die Eileiter mit zu entfernen und eine Empfehlung dieser Maßnahme zur Krebsvorbeugung zu befürworten.
Der finale Nachweis, dass die Eileiterentfernung das Eierstockkrebs-Risiko senkt, wäre eine große, auf Jahrzehnte angelegte Studie. Auf dieser Grundlage könnte eine generelle Empfehlung als Präventionsmaßnahme ausgesprochen werden. „Auch, wenn es noch keine allgemeine Empfehlung dafür gibt, hat sich die beidseitige Eileiterentfernung bei der Gelegenheit einer geplanten gynäkologischen Becken-OP oder Sterilisation als de-facto Standard durchgesetzt“, resümiert Runnebaum.
Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Jena. Hier findet ihr die Originalpublikation.
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