Eine überaktive Blase schränkt Betroffene stark ein. Ein neu entwickelter Sensor könnte jetzt Abhilfe schaffen: Das Gerät soll in Echtzeit überwachen und mittels Neurostimulation behandeln können.
Das Reizdarmsyndrom und eine überaktive Blase treten immer häufiger und plötzlich bei Personen auf, die keine Anzeichen von Infektionskrankheiten oder anderen bekannten Beschwerden aufweisen. Ein Forscherteam des POSTECH und des Korea Advanced Institute of Science and Technology (KAIST) hat nun einen Sensor zur Überwachung überaktiver Blasen entwickelt. Der Sensor auf Hydrogelbasis ist weich, dehnbar, gewebeadhäsiv und implantierbar. Die Ergebnisse wurden in Biosensors and Bioelectronics veröffentlicht.
Das Syndrom der überaktiven Blase ist durch einen unkontrollierbaren, häufigen Harndrang gekennzeichnet. Betroffene wachen unter Umständen sogar nachts auf, um zu urinieren, ohne dass eine Grunderkrankung vorliegt. Die Erkrankung ist nicht lebensbedrohlich, kann aber den Alltag der Patienten beeinträchtigen und ihre Lebensqualität mindern. Betroffene werden in der Regel mit Medikamenten behandelt, die sich bei einigen jedoch als unwirksam erwiesen haben. Eine relativ neue Behandlung besteht darin, Nerven, die mit der Blase verbunden sind, direkt oder indirekt elektrisch zu stimulieren, um die übermäßige Aktivität der Blase zu verringern. Diese Behandlung ist jedoch nicht unproblematisch, da es schwierig sein kann, die Nerven in der richtigen Stärke zu stimulieren, ohne die Blasenaktivität zu überwachen. Eine Überstimulation kann zu Nebenwirkungen führen oder die Behandlung unwirksam machen.
Daher konzentrierten sich die Forscher auf die Entwicklung eines Überwachungsgeräts zur Beobachtung der Blasenaktivität in Echtzeit. Da der Detrusormuskel durch neuronale Aktivität gesteuert wird, stellten sie die Hypothese auf, dass eine vollständige elektromechanische Messung erforderlich ist, um die Symptome einer überaktiven Blase genau zu überwachen. Unter diesem Gesichtspunkt entwickelte das Team ihren Sensor, der sowohl mechanische (Dehnungssensor zur Messung von Kontraktion und Entspannung) als auch bioelektrische (EMG-Sensor zur Messung des Nervensignals) Aktivitäten der Blase überwachen kann.
In einem Test, bei dem das Team den Sensor chirurgisch in ein betäubtes Schwein einführte, konnte gezeigt werden, dass der Sensor in der Lage ist, in vivo Dehnungs- und EMG-Signale der Blase zu messen. Insbesondere die starke Adhäsionskraft des Hydrogels (Haftkraft: 260,86 N/m) ermöglichte eine festere Befestigung an der Blase im Vergleich zu herkömmlichen Silikonsensoren. Der Sensor kann mit Hilfe eines chirurgischen, robotergestützten laparoskopischen Eingriffs eingesetzt werden. Das verkürze die Genesungszeit und reduziere die Nebenwirkungen, so die Forscher. Außerdem sei der Sensor mit einem Nervenstimulator kombiniert, der auf die Behandlung überaktiver Blasen abzielt. Das ermögliche die gleichzeitige Überwachung und neuronale Stimulation.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Pohang University of Science and Technology. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Nik, Unsplash