Die Konzentration einiger ungesättigter Fettsäuren steht mit dem Risiko für Typ-2-Diabetes in Verbindung. Könnten Lipide sich damit als Ansatz für neue Präventionsstrategien eignen?
Die Spiegel mehrfach ungesättigter Omega-6-Fettsäuren wurden schon früher mit dem Risiko für Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht. Doch entscheidend ist, welche Klasse von Plasmalipiden betrachtet wird. Damit eignen sich bestimmte Lipide als Biomarker, um den Einfluss der Ernährung, aber auch des Fettstoffwechsels in der Entstehung der Erkrankung besser bewerten zu können. Zu diesen Ergebnissen kommt ein Team vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) jetzt in Diabetes Care.
Schon früher haben Forscher die Blutspiegel an Omega-6-Fettsäuren, wie Linolsäure oder Dihomogammalinolensäure, mit einem geringeren bzw. höheren Diabetes-Risiko in Verbindung gebracht. Die Fettsäuren wurden jedoch nur im Gesamtplasma oder in recht umfangreichen Plasmafraktionen bestimmt. Spezifische Phospholipide und andere Lipidklassen hatten Wissenschaftler bisher nicht in derselben Population vergleichend analysiert. Da Lipidklassen unterschiedliche Funktionen haben und teils unterschiedlich mit dem Diabetes-Risiko assoziiert sind, wollten die Forscher Wissenslücken schließen.
Grundlage ihrer neuen Veröffentlichung war die EPIC-Potsdam-Kohorte mit 27.548 Teilnehmern. Alle Probanden machten bei der Aufnahme in die Kohorte ausführliche Angaben zu Vorerkrankungen, Größe, Gewicht und Lebensstil. Außerdem nahmen die Forscher Blutproben. Zu Beginn der Studie hatte niemand Typ-2-Diabetes. Während der Nachbeobachtungszeit, die im Mittel bei 6,5 Jahren lag, wurden Patienten mit neu auftretender Typ-2-Diabetes-Diagnose erfasst.
Die Forscher charakterisierten das Lipidom in Blutproben von insgesamt 1.602 Probanden, darunter 536 Personen mit Typ-2-Diabetes. Sie konnten die Zusammensetzung der Fettsäuren in mehrere Lipidklassen beziehungsweise Lipid-Subklassen detailliert bewerten. Danach verglich das Team die Lipidkonzentrationen bei Probanden, die an Diabetes erkrankten, mit Personen ohne Diabetes-Diagnose.
Die Auswertung zeigt im Überblick: Höhere Konzentrationen von Linolsäure waren mit einem niedrigeren Typ-2-Diabetes-Risiko assoziiert, vor allem in den Lipidklassen der Lysophosphatidylcholine und Monoacylglycerolen. Höhere Konzentrationen von Dihomogammalinolensäure in unterschiedlichen Fettsäureklassen oder als freie Fettsäuren waren mit einer höheren Typ-2-Diabetes-Inzidenz verbunden. Bei Arachidonsäure gab es keine statistisch signifikante Assoziation.
„Unseres Wissens ist dies die erste prospektive Studie, die sich auf mehrfach ungesättigte Omega-6-Fettsäuren in einem großen Lipidpanel und auf deren Zusammenhang mit dem Diabetesrisiko konzentriert und wir haben festgestellt, dass die Risikoassoziationen je nach Lipidklasse stark variieren“, sagt Marcela Prada. Fabian Eichelmann ergänzt: „Die identifizierten Lipide sind potenzielle Biomarker für Stoffwechselstörungen; sie können zum Verständnis von Aspekten des Lipidstoffwechsels beitragen, die mit Typ-2-Diabetes in Verbindung stehen.“ Auf mögliche Perspektiven weist Matthias Schulze hin: „Da Diabetes schleichend auftritt, könnte der Nachweis von Biomarkern vor der eigentlichen Diagnose wertvoll sein, um frühzeitig Personen mit erhöhtem Diabetes-Risiko zu erkennen.“ Dazu seien jedoch weitere Studien erforderlich.
In einem nächsten Schritt wollen die Forscher in Erfahrung bringen, ob die Ernährung die Konzentration von Linolsäure in verschiedenen Lipidklassen verändern kann. Abgesehen von der Nahrungsaufnahme sind Stoffwechselprozesse, die zu höheren oder niedrigeren Konzentrationen an Linolsäure oder Dihomogammalinolensäure führen, interessant. Falls sich Stoffwechselwege extern beeinflussen lassen, könnten sie zur Verringerung des Typ-2-Diabetes-Risikos genutzt werden.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Marko Blažević, Unsplash