Kann eine Impfung bald die Ausbreitung der hochpathogenen H5N1-Influenzaviren stoppen? In den Niederlanden erzielten zwei Vektorimpfstoffe erste gute Ergebnisse.
Zwei von vier getesteten Impfstoffen gegen die aviäre Influenza sind unter Laborbedingungen wirksam – so lauten die vorläufigen Ergebnisse einer Studie aus den Niederlanden. „Die so genannten HVT-H5-Impfstoffe bieten Schutz vor Krankheitssymptomen bei Legehennen und verhindern die Ausbreitung des Virus“, sagt Nancy Beerens, Leiterin des Niederländischen Nationalen Referenzlabors für aviäre Influenza.
Die Impfstoffstudie wurde von einer Forschungsabteilung der Wageningen University & Research (WUR) in Zusammenarbeit mit der Universität Utrecht und der Royal GD im Auftrag des niederländischen Ministeriums für Landwirtschaft, Natur und Lebensmittelqualität (LNV) durchgeführt.
Im Rahmen der Studie wurden drei moderne Impfstoffe an Legehennen getestet:
Darüber hinaus wurde der Nobilis-Impfstoff von Merck Sharp & Dohme in die Studie aufgenommen. Dabei handelt es sich um einen älteren Impfstofftyp und den einzigen Impfstoff, der derzeit in den Niederlanden als Zweidosisimpfstoff zugelassen ist. Die Wirksamkeit des Nobilis-Impfstoffs gegen das aktuelle Vogelgrippevirus H5N1 wurde bisher noch nicht getestet. In der Studie wurden alle Impfstoffe in einer einzelnen Dosis verabreicht.
„Ein wichtiges Auswahlkriterium für die Impfstoffkandidaten ist die Möglichkeit, zwischen Tieren, die geimpft wurden, und Tieren, die aufgrund einer Vogelgrippeinfektion Antikörper bilden, zu unterscheiden. Bei den drei modernen Impfstoffen kann diese Unterscheidung getroffen werden; sie entsprechen dem so genannten DIVA-Prinzip“, erklärt Beerens. Die ausgewählten Impfstoffe sind in anderen Ländern bereits auf dem Markt oder befinden sich in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium. Ob diese Impfstoffe jedoch nach einer Infektion mit dem aktuell in Europa vorkommenden HPAI H5N1-Virus wirksam sind und die Ausbreitung des Virus zwischen Legehennen verhindern können, wurde bisher nicht getestet.
Jeder Impfstoff wurde zehn Legehennen verabreicht. Anschließend wurden fünf Hühner mit dem Vogelgrippevirus infiziert. Diese wurden zusammen mit den fünf nicht infizierten Hühnern in eine Gruppe gesetzt. Mit diesem Studiendesign wurde untersucht, ob sich das Virus von infizierten Hühnern auf nicht infizierte Hühner ausbreiten würde.
Beide HVT-H5-Impfstoffe erwiesen sich als 100 % wirksam bei der Verhinderung von Krankheit und Sterblichkeit nach einer Infektion mit dem HPAI H5N1-Virus. Dies steht im Gegensatz zu den beiden anderen Impfstoffen, bei denen eine Erkrankung beobachtet wurde. Die Studie zeigte, dass beide HVT-H5-Impfstoffe die Virusausbreitung zwischen Hühnern verhindern. Für beide Impfstoffe lag die berechnete Reproduktionszahl (R-Wert) deutlich unter 1. Außerdem unterschieden sich die Reproduktionsquoten dieser beiden geimpften Gruppen signifikant von denen der Kontrollgruppe. Die einmalige Gabe des Nobilis-Impfstoffs verhinderte die Virusübertragung in einer der beiden Gruppen, dieser Unterschied war im Vergleich zur Kontrollgruppe jedoch nicht signifikant.
„Unsere Studie zeigt, dass beide HVT-H5-Impfstoffe unter Laborbedingungen wirksam sind und sowohl die Krankheit als auch die Verbreitung des Virus verhindern. Diese Impfstoffe entsprechen dem DIVA-Prinzip und sind daher gute Kandidaten für weitere Forschung in der Praxis“, sagt Beerens. HVT-H5-Impfstoffe können im Ei oder an Eintagsküken in der Brüterei verabreicht werden.
Die Ergebnisse der durchgeführten Studie können nicht auf Feldinfektionen übertragen werden. „Es ist wichtig, zu untersuchen, ob die Impfstoffe unter den Bedingungen in Geflügelbetrieben gut funktionieren, wie lange die Impfstoffe schützen und ob eine einzige Impfung ausreichend ist.“ Das niederländische Ministerium für LNV hat eine Feldstudie in Auftrag gegeben, die in diesem Sommer beginnen wird.
Außerdem müssen die Impfstoffe noch in den Niederlanden und der Europäischen Union zugelassen werden. „Es gibt noch einige Hürden zu überwinden, aber die Ergebnisse unserer Forschung sind ein wichtiger erster Schritt in Richtung Impfung gegen das Vogelgrippevirus bei Geflügel“, sagt Beerens.
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung von Wageningen University & Research (WUR).
Bildquelle: CDC, unsplash