Nach der Behandlung einer Nagelbettverletzung wird der Nagel häufig wieder auf das Nagelbett gesetzt. Doch warum? Forscher haben Kosten und Nutzen analysiert und festgestellt, wie man nicht nur Geld, sondern auch Leid sparen kann.
Eine Verletzung des Nagelbetts ist die häufigste handchirurgische Verletzung bei Kindern und wird häufig durch Quetschungen – z. B. nach Einklemmen der Finger in eine Tür – hervorgerufen. In vielen Fällen wird eine Operation durchgeführt, um den zugrundeliegenden Nagelbettriss zu reparieren. Dabei kann der Fingernagel nach der Reparatur entweder zurück auf das verletzte Nagelbett gesetzt oder komplett entfernt werden.
In der gegenwärtigen Praxis entscheiden sich Chirurgen in etwa 96 % der Fälle dafür, den Nagel wieder zurück auf das Nagelbett zu setzen. Ein britisches Forschungsteam hat nun untersucht, ob dieser Ansatz wirklich besser als die vollständige Entfernung ist. Dazu prüften sie die Infektionsraten nach den jeweiligen Eingriffen und analysierten deren Kosteneffizienz.
„Der Grundgedanke hinter der Wiederbefestigung des Nagels ist, dass dies eine schonende Wundheilung ermöglicht, Infektionen reduziert und weniger schmerzhaft beim Verbandswechsel ist. Es gibt jedoch keine Belege für diese Praxis: Viele Arbeiten erklären, wie man den Nagel wieder anbringt – aber keine, warum man so verfahren sollte“, erklärt Handchirurg Prof. Abhilash Jain die Hintergründe.
Für die Studie wurden 451 Kinder unter 16 Jahren, die eine Nagelbettverletzung erlitten, per Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Bei der ersten Gruppe wurde der Nagel nach der Reparatur wieder aufgesetzt. Bei den Patienten der zweiten Gruppe hingegen wurde der Nagel entfernt. Nach einer Heilungsdauer von 7 Tagen analysierten die Wissenschaftler die Wundheilung und prüften eine mögliche Infektion bei den Patienten. Zu diesem Zeitpunkt bestand kein signifikanter Unterschied hinsichtlich einer Infektion oder dem Aussehen des Nagels zwischen den Behandlungsgruppen. Nach 4 Monaten jedoch infizierte sich die Wunde bei etwa 3,5 % Probanden, die ihren Nagel behielten. Bei den Patienten, bei denen Nagel entfernt wurde, waren es hingegen nur 0,9 %.
Ein weiterer Grund für eine Entfernung des Nagels ist der Kosten- und Zeitaufwand. Forschungsautorin Dr. Helen Dakin schätzt, dass der nationale britische Gesundheitsdienst durch den Verzicht auf den Nagel und die Vereinfachung der Operationen etwa 720.000 Pfund (ca. 823.000 Euro) pro Jahr einsparen könnte. Die Ergebnisse könnten nun dazu beitragen, die Patientenversorgung positiv zu verändern und dabei effizienter vorzugehen.
Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung der University of Oxford. Die Originalpublikation findet ihr hier.
Bildquelle: T R A V E L E R G E E K, unsplash.