Psychische Erkrankungen sind einer der Hauptgründe für Suizid. Eine Studie zeigt nun, dass das Suizidrisiko steigt, wenn Menschen hohem Verkehrslärm ausgesetzt sind. Doch was steckt dahinter und welche Maßnahmen können helfen?
Psychische Erkrankungen betreffen nahezu eine Milliarde Menschen weltweit und sind einer der Hauptgründe für Suizid. Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung oder Lärm konnten bereits mit gesundheitsschädlichen Folgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder einer generellen Beeinträchtigung des Wohlbefindens in Verbindung gebracht werden. Doch belastbare Belege für die Auswirkungen von Verkehrslärm auf die psychische Gesundheit sind rar.
Schweizer Forscher haben daher erstmals den Zusammenhang zwischen Verkehrslärm und Suiziden untersucht und analysierten Daten von 5,1 Millionen Erwachsenen aus den Jahren 2001 bis 2015. Die Studie ergab, dass die Verkehrslärmbelastung am Wohnort mit einem höheren Suizidrisiko einherging. Jeder Anstieg des durchschnittlichen Straßenverkehrslärms zu Hause um 10 dB erhöht das Suizidrisiko um 4 %. Auch ein Zusammenhang mit Bahnlärm konnte beobachtet werden, allerdings weniger stark ausgeprägt. Auch nach der Berücksichtigung weiterer Faktoren wie Luftverschmutzung, Begrünungsgrad im unmittelbaren Wohnumfeld und verschiedenen sozio-ökonomischen Daten erwiesen sich die Ergebnisse als solide.
„Wir haben Suizide als Indikator für psychische Störungen verwendet, da wir in der Schweiz keine zuverlässigen Daten über psychische Diagnosen wie Depressionen oder Angstzustände haben“, so Erstautor Benedikt Wicki. „Lärm steigert die psychische Belastung und trägt zur Entstehung psychischer Erkrankungen bei bzw. verschlimmert bestehende Leiden.“
Lärm kann Schlafstörungen, eine gesteigerte Stresshormonausschüttung, Veränderungen der Hirnfunktion oder auch ein Gefühl von Kontrollverlust auslösen, was wiederum die psychische Gesundheit schädigt. „Unser Gehirn registriert Lärm als Zeichen einer potenziellen Bedrohung und aktiviert die Kampf-oder-Flucht-Reaktion. Ständiger Verkehrslärm zu Hause kann dazu führen, dass man unruhig wird und den Stress nicht mehr bewältigen kann“, erklärt Studienleiterin Danielle Vienneau.
Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, die gesundheitlichen Auswirkungen von Verkehrslärm, Luftverschmutzung und Grünflächen in der Stadtplanung und der öffentlichen Gesundheitspolitik zu berücksichtigen. „Unsere Studie stützt die wachsende Zahl von Evidenz dafür, dass chronische Lärmbelastung im Verkehr unser körperliches und geistiges Wohlbefinden beeinträchtigt“, sagt Studienautor Martin Röösl. Lärmschutzmaßnahmen wie Geschwindigkeitsbegrenzungen, leichtere Fahrzeuge sowie lärmarme Straßenbeläge und Reifen zahlen sich also aus.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Swiss Tropical and Public Health Institute. Hier gehts zur Originalpublikation.
Bildquelle: Ryoji Iwata, unsplash.