Die Anpassungsfähigkeit von Tumoren kann bei der Therapie zu einem Problem werden. Daher kommt die Entwicklung einer Substanz, die ein Protein bei der Krebsentstehung hemmt, gerade Recht. Das sogenannte Erasin könnte zu einer potenziellen Zweitwaffe werden.
Chemiker der Universität Leipzig haben eine Substanz entwickelt, die ein wichtiges Protein bei der Krebsentstehung hemmt. Die neue Substanz mit der Bezeichnung Erasin wirkt gegen das Protein STAT3. Die klinische Hemmung dieses Proteins würde die Bekämpfung von Tumoren ermöglichen, die nicht mehr auf ein bestimmtes Antitumor-Medikament ansprechen. So lauten die aktuellen Forschungsergebnisse der Arbeitsgruppe um Prof. Thorsten Berg am Institut für Organische Chemie.
Das Hauptproblem bei der Bekämpfung von Tumoren ist deren Anpassungsfähigkeit. Bei der Behandlung von Tumoren werden zwar oft anfängliche Erfolge erzielt. Diese sind aber häufig zeitlich begrenzt, weil sich manche Tumorzellen im Laufe der Behandlung so verändern, dass die Krebsmedikamente keinen Effekt mehr haben. Daher benötigt man für den langfristigen Therapieerfolg eine Zweitwaffe: Medikamente, die nach dem Verlust der Wirksamkeit des ersten Medikaments eingesetzt werden können. Hier werden Hemmstoffe solcher Proteine interessant, die bislang noch nicht von den klinisch-verwendeten Medikamenten gehemmt werden. Zu diesen Proteinen gehört STAT3. Mit Hemmstoffen dieses Proteins könnte man insbesondere eine bestimmte Art des Bronchialkarzinoms bekämpfen, wenn die Patienten nicht mehr auf den Wirkstoff Erlotinib ansprechen.
Die Arbeitsgruppe entwickelte nun in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Jens Meiler von der Vanderbilt University in den USA und Prof. Dr. Harald Krautscheid vom Institut für Anorganische Chemie der Universität Leipzig, einen Hemmstoff von STAT3. „Hemmstoffe von STAT3 sind für die pharmazeutische Forschung höchst interessant, weil man damit sehr viele menschliche Tumore bekämpfen könnte“, erklärt Berg, und erläutert: „Unsere neue Substanz ist zwar noch lange kein Wirkstoff für die Krebstherapie. Sie demonstriert aber das Anwendungspotential von STAT3-Hemmstoffen. Insofern hoffe ich, dass die pharmazeutische Industrie unsere Ergebnisse als Anstoß für die Entwicklung neuer Medikamente nutzen wird. Unabhängig davon verfügt die akademische Grundlagenforschung mit Erasin nun über ein nützliches Werkzeug zur Untersuchung der Funktionen von STAT3.“ Der Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Leipzig. Quelle: Development of Erasin: a chromone-based STAT3 inhibitor which induces apoptosis in Erlotinib-resistant lung cancer cells Christian Lis et al.; Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-017-17600-x; 2017