Patienten mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom könnten von einer Behandlung mit Olaparib profitieren: Doch nicht für alle Altersgruppen ergeben sich Vorteile, wie eine Nutzenbewertung nun zeigt.
Der Wirkstoff Olaparib ist für mehrere Anwendungsgebiete zugelassen. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersuchte nun, ob der PARP-Inhibitor in Kombination mit Abirateron und Prednison oder Prednisolon für Patienten mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom (mCRPC), die keine Chemotherapie erhielten, einen Zusatznutzen gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie bietet.
Für die Nutzenbewertung wurden zwei Patientengruppen unterschieden: Für Erwachsene mit unvorbehandeltem mCRPC bestand die zweckmäßige Vergleichstherapie in einer Therapie nach ärztlicher Maßgabe. Bei Erwachsenen mit vorbehandeltem mCRPC sollte die Behandlung mit Olaparib mit einer patientenindividuellen Therapie unter Berücksichtigung der Vortherapie und des BRCA1/2-Mutationsstatus verglichen werden.
Für nicht-Vorbehandelte zogen die Wissenschaftler Daten aus einer Studie heran, in der Olaparib zusätzlich zu Abirateron und Prednison oder Prednisolon mit Abirateron und Prednison oder Prednisolon verglichen wurde. Die Patienten wiesen zu Studienbeginn eine Krankheitsprogression auf – trotz einer medikamentösen oder chirurgischen Kastration, die während der Studie fortbestehen musste. Ob dies bei allen Patienten realisiert wurde und ob wirklich nur Männer eingeschlossen wurden, bei denen eine Chemotherapie – wie für die Anwendung von Olaparib erforderlich – nicht infrage kam, war der Studiendokumentation nicht sicher zu entnehmen. Da die in die Studie eingeschlossenen Patienten noch keine Vorbehandlung für das metastasierte Krankheitsstadium erhalten hatten, war zudem keine Aussagen zu vorbehandelten Patienten möglich.
Die Ergebnisse zum Gesamtüberleben und symptomatische skelettbezogene Ereignisse waren vom Alter abhängig: Für unter 65-Jährige zeigt sich ein Anhaltspunkt für einen Zusatznutzen von Olaparib beim Gesamtüberleben. Für ältere Patienten zeigte sich kein Überlebensvorteil, wohl aber einen Anhaltspunkt für einen geringen Zusatznutzen bei symptomatischen skelettalen Ereignissen. Unabhängig von Alter und Art der vorigen Metastasen traten unter Olaparib mehr schwerwiegende unerwünschte Ereignisse, Therapieabbrüche und schwere Lungenembolien und Blutbildveränderungen auf.
Insgesamt ergibt sich für Patienten unter 65 Jahren ein Anhaltspunkt für einen geringen Zusatznutzen, für ältere Patienten dagegen für einen geringeren Nutzen der Behandlung mit Olaparib gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie. Dennoch lässt sich anhand der vorliegenden Informationen nicht beurteilen, ob die zweckmäßige Vergleichstherapie für Vorbehandelte in dieser Studie – zumindest für eine Teilpopulation – umgesetzt wurde, so die Experten des IQWiG.
Somit lautet das Ergebnis: Für Erwachsene mit vorbehandeltem mCRPC ist ein Zusatznutzen von Olaparib plus Abirateron plus Prednison oder Prednisolon gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie nicht belegt. Für vorbehandelte Patienten ist ein Zusatznutzen mangels relevanter Daten nicht belegt.
Dieser Tet basiert auf einer Pressemitteilung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Hier findet ihr mehr zum Verfahren.
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