In Europa sinkt die Zahl an Krebstoten – zwischen 2018 und 2023 starben 6,5 % weniger Männer und 3,7 % weniger Frauen. Mit rund 1,2 Millionen Toten ist und bleibt er aber die Volkskrankheit Nummer 1.
Allein für Deutschland prognostizieren Experten rund 240.000 Krebstote in 2023, davon 131.000 Männer und etwa 110.000 Frauen. Dies entspricht einem Rückgang von rund 10 %. Eine weitere Abnahme um bis zu 35 % bis 2035 wäre möglich – doch dafür muss sich noch etwas ändern. Dass beim Blick auf die Statistiken dennoch ein Anstieg in der Gesamtzahl auffällt, beantworten die Forscher mit der aktuellen Bevölkerungsentwicklung.
Zwischen den Krebsvarianten gibt es durchaus Unterschiede in der Sterblichkeit sowie den Erwartungen künftiger Mortalitätsraten. Der am häufigsten vorkommende Krebs ist dabei Lungenkrebs. Dieser macht aktuell rund 20 % aller Todesfälle aus (23 % bei Männern, 15 % bei Frauen). Mit Blick auf die Entwicklung sehen Forscher in einer aktuellen Studie, dass die Lungenkrebssterblichkeit aller Altersgruppen insgesamt gesehen nicht mehr ansteigt. Während dies vor allem auf einen Rückgang bei Personen jungen und mittleren Alters zurückzuführen ist, steigt die Zahl an Fällen bei höheren Altersklassen jedoch noch moderat.
Was das Überleben von Lungenkrebspatienten betrifft, hänge dieses stark vom Stadium bei der Diagnose ab. Gleichzeitig steigen die Erwartungen in Richtung einer neuen Niedrigdosis-Computertomographie, die eine Mortalitätsreduktion von mindestens 20 % zeigt. Auch die jüngsten Fortschritte bei der kombinierten Chemo-/Immuntherapie bei kleinzelligem Lungenkrebs sind vielversprechend, lassen sich jedoch noch nicht quantifizieren.
Die Prognosen für Magenkrebs zeigen ebenfalls einen konsistenten Rückgang der Sterblichkeit bei beiden Geschlechtern. Zurückzuführen ist dies hauptsächlich auf einen Rückgang von Helicobacter-pylori-Infektionen, eine gesündere Ernährung und bessere Lebensmittelkonservierung sowie sinkenden Tabakkonsum.
Altersstandardisierte (Weltbevölkerung) Sterblichkeitsraten pro 100.000 Personen für das Jahr 2018 (lila) und vorhergesagte Raten für 2023 (grün) mit 95 % Vorhersageintervallen für alle Krebsarten zusammen und Hauptkrebsstellen nach Geschlecht in der EU-27. Credit: Italian Association for Cancer Research (AIRC)
Ähnliche Ergebnisse liegen für beide Geschlechter bei Dickdarm-, Brust-, Prostatakrebs sowie Leukämie vor. Eine Ausnahme aus dieser erfreulichen Tendenz bietet der Bauchspeicheldrüsenkrebs – so wird insbesondere bei Frauen ein Anstieg um bis zu 3,4 % erwartet.
Dass die Entwicklung im Ganzen gesehen durchaus erfreulich ist, steht außer Frage – dass man aber auch weit von 35 % entfernt ist ebenfalls. Wie also das optimistische Ziel einer dermaßen hohen Reduktion einhalten?
In erster Linie gelte es, auf die ursächlichen Hauptfaktoren aufmerksam zu machen, präventive Arbeit zu intensivieren und gesellschaftliche Voraussetzungen zu schaffen. Vor allem müsse den steigenden Fällen von Übergewicht, Fettleibigkeit, Diabetes, Alkoholkonsum und Infektionen bei Männern und Frauen entgegengearbeitet werden. Hilfe leisten könnten unter anderem technische Entwicklungen zur Besserung der Vorsorge, Früherkennung und Behandlung. Unter anderem sähe dies organisierte Screening-Programme für Brust- und Darmkrebs – neben Gebärmutterhalskrebs – und Impfungen gegen das Hepatitis-B-Virus (HBV) sowie das humane Papillom vor. Doch es gibt auch gesamtgesellschaftlichen Handlungsbedarf. So müsste die Politik die Besteuerung bzw. Preisanhebung von Tabak forcieren, die Kontrolle von Umweltverschmutzung im Freien wie auch in Innenräumen verschärfen sowie die Beseitigung von Asbest in entsprechenden Gebäuden sicherstellen.
Darüber hinaus bleibe es abzuwarten, wie die Statistiken durch die Corona-Pandemie verändert werden. Massenhaft ausgefallene Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen könnten in den kommenden Jahren zu einem sprunghaften Anstieg der Zahlen führen.
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