Cool ist der Griff zur Zigarette längst nicht mehr – und gesund schon mal gar nicht. Der Weg zur Abstinenz ist zwar hart, die Entzugssymptome lassen sich aber zumindest abmildern.
Tabakkonsum ist eine der wichtigsten vermeidbaren Todesursachen und für unzählige vorzeitige Todesfälle und viele vermeidbare chronische Krankheiten verantwortlich. Und dennoch können Millionen von Menschen in Deutschland nicht von dem selbstschädigenden Verhalten lassen. Rauchen ist eine Sucht. Die Abhängigkeit findet sowohl auf körperlicher als auch auf psychischer Ebene statt und ist im ICD-10 als „Psychische und Verhaltensstörungen durch Tabak“ (F17.2) definiert. Betroffene verspüren einen starken Wunsch nach dem Suchtmittel und können den Konsum nur noch eingeschränkt kontrollieren. Sie nehmen dafür körperliche Schäden in Kauf.
Wenn Raucher die Finger von den Zigaretten lassen, entsteht ein körperliches Entzugssyndrom. Dieses ist durch leichte Irritierbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, gesteigerten Appetit, Ruhelosigkeit, depressive Stimmung und Schlaflosigkeit gekennzeichnet. Um den unangenehmen Gefühlen entgegenzusteuern, greifen viele lieber schnell wieder zur nächsten Zigarette. Empfehlungen dazu, wie Menschen aus der Tabakabhängigkeit herausgeholfen werden kann, haben Experten in der S3-Leitlinie „Rauchen und Tabakabhängigkeit: Screening, Diagnostik und Behandlung“ zusammengestellt.
Der derzeitige Standard für die Raucherentwöhnung ist eine kombinierte psychologische und pharmakologische Behandlung. Beim Begriff „psychotherapeutische Interventionen“ fühlen sich viele Menschen unwohl. Zur Beruhigung kann gesagt werden, dass es sich bei Behandlungen mit dem Ziel, dauerhaft tabakabstinent zu werden, nicht um eine komplexe Psychotherapie handeln muss. So zählt zu den psychotherapeutischen Interventionen zum Beispiel die Hypnotherapie. Die Hemmschwelle, diese Methode auszuprobieren, kann geringer sein als bei anderen psychotherapeutischen Interventionen. Allerdings ist die Wirksamkeit unklar. In einem Cochrane-Review aus 2019 konnten die Autoren keine klare Überlegenheit der Hypnotherapie verglichen mit anderen Verfahren, das Rauchen aufzugeben, feststellen. Anders Tahiri et al. (2012): Sie stellten Hinweise auf die Wirksamkeit der hypnotherapeutischen Tabakentwöhnung fest, hielten aber weitere und größere Studien für wünschenswert. Patienten, die sich für eine Hypnotherapie interessieren, sollten sich dafür an einen in klinischer Hypnose ausgebildeten ärztlichen oder psychologischen Hypnotherapeuten wenden. Eine Behandlung durch Laienhypnotiseure ist wegen den damit verbundenen Risiken abzulehnen.
Wer auf Altbewährtes zurückgreifen möchte, ist bei der kognitiven Verhaltenstherapie richtig. Der Therapeut unterstützt dabei, den Entschluss zum Rauchstopp zu fassen. Abstinenzler werden in ihrem Nichtrauchen stabilisiert und lernen, mit kritischen Situationen umzugehen.
Eine Tabakabhängigkeit endet nicht im Kopf. Der Körper hat ein Wörtchen mitzureden. Der Rauchstopp führt zu Entzugssymptomen und einem Craving. Es können belastende Begleiterscheinungen wie eine Gewichtszunahme auftreten. Die gute Nachricht ist, dass eine Pharmakotherapie Erleichterung verschaffen kann. Wie wirksam die einzelnen Substanzen sind, untersucht die Cochrane Tobacco Addiction Group in Meta-Analysen.
Nikotinersatzprodukte gehören zu den immer wieder in der Apotheke nachgefragten Arzneimitteln für die Selbstmedikation. Durch eine Nikotinersatztherapie (NET) wird Rauchern Nikotin ohne die begleitenden Schadstoffe aus dem Tabakrauch in absteigender Dosierung zur Verfügung gestellt. Die einzelnen Darreichungsformen unterscheiden sich in ihrer Kinetik der Nikotinfreisetzung. Während eines Zeitraums von acht bis zwölf Wochen sollte die Dosis langsam reduziert werden. Welches Nikotinersatzprodukt das passende ist, hängt vom Patienten und seinen individuellen Bedürfnissen und Vorlieben ab. Zur Entwöhnung von rauchlosen Tabakprodukten (Kautabak, Schnupftabak und Snus) empfehlen die Leitlinienautoren die NET nicht.
Einige Substanzen wie Vareniclin, Cytisin, Dianiclin oder Lobelin wirken als nikotinerge Partialagonisten. Bei Vareniclin wurde in den meisten Studien eine Tagesdosis von 2 x 1 mg nach einer einwöchigen Aufdosierungsphase verwendet. Wenn Nebenwirkungen wie Schwindel und Übelkeit auftreten, lassen sich bei einer halbierten Tagesdosis ähnlich gute Erfolge erzielen. Es gibt Hinweise aus der Metaanalyse von Smith et al. (2017), dass Vareniclin bei Frauen gegenüber Bupropion oder Nikotinpflastern überlegen sein könnte. Eine Alternative zu Vareniclin kann Cytisin sein, wenn andere zugelassene Therapieformen nicht zum Erfolg geführt haben.
Nikotin und möglicherweise auch andere Bestandteile des Tabaks wirken schwach antidepressiv. Wer raucht, könnte sich somit in gewisser Weise bei depressiven Symptomen selbst behandeln. Das verstärkt die unangenehmen Gefühle, die mit einem Rauchstopp verbunden sind. Mögliche depressive Symptome treten (verstärkt) zutage.
Einigen Rauchern können für die Tabakabstinenz Antidepressiva helfen. Evidenzbasiert ist die Anwendung von Nortriptylin und Bupropion. Beide Substanzen können möglicherweise auch das Craving reduzieren. Zu beachten ist, dass in Deutschland derzeit nur Bupropion für die Tabakentwöhnung zugelassen ist. Allerdings ist dieser Arzneistoff nicht unkritisch. Es gab Hinweise auf eine erhöhte Suizidgefährdung, die sich allerdings bisher nicht ausreichend bestätigt haben, um das Nutzen-Risiko-Verhältnis neu zu bewerten. Unklar ist, ob Bupropion psychotische Symptome bei bestimmten Subpopulationen hervorrufen kann. Zu beachten ist ferner die inhibitorische Wirkung auf das Cytochrom-P450-System und das daraus resultierende hohe Interaktionspotential.
Unter dem Begriff „E-Zigaretten“ werden verschiedene Produkte zusammengefasst, mit denen man nikotinhaltige und nikotinfreie Flüssigkeiten verbrennungslos verdampfen kann. Die Liquids bestehen hauptsächlich aus Propylenglykol, Glyzerin und Aromen. Tier- und Zellversuche zeigten, dass E-Zigarettenaerosol entzündungsfördernd wirkt, oxidativen Stress erhöht, die Zellfunktion beeinträchtigt und die Erbsubstanz schädigt. In Beobachtungen am Menschen beeinträchtigte E-Zigarettenkonsum die Lungenfunktion und die Abwehrmechanismen im Atemtrakt und erhöhte Blutdruck und Herzfrequenz. Die Risiken sind aber vermutlich geringer als jene beim Rauchen. Langzeitdaten fehlen allerdings bislang.
Für einige Menschen können bei der Tabakentwöhnung qualitätsgeprüfte Computer-, Internet- und Smartphone-gestützte Programme einen Versuch wert sein. Doch ähnlich wie zu den E-Zigaretten liegen auch hier noch nicht ausreichend Daten vor, um Empfehlungen abgeben zu können. Die Forschung geht noch in andere Richtungen weiter. Für viele Raucher wäre es sicherlich nicht uninteressant, wenn sie mit einer Impfung das Nikotinverlangen abstellen könnten. Bei der Nikotinimpfung soll der Körper durch eine Antigen-Antikörper-Reaktion Nikotin in größeren Komplexen binden, so dass es nicht mehr die Blut-Hirn-Schranke passieren und damit keine psychotropen Effekte mehr auslösen kann. Eine Meta-Analyse aus 2022 ergab, dass geimpfte Gruppen im Vergleich zu nicht geimpften Gruppen 50-mal häufiger spezifische Antikörper bildeten. Ob die Impfung tatsächlich bei der Abstinenz helfen kann, ist allerdings noch unklar. Bis zur Zulassung hat es noch keine Nikotinimpfung geschafft.
Ein erfolgreicher Rauchstopp steht und fällt damit, wie fest der Entschluss ist, die Entwöhnung durchzuziehen. Zu Beginn hilft es vielen Rauchern, sich das eigene „Warum“ zu formulieren, also die Gründe, die für das Aufhören sprechen. Wer sein „Warum“ kennt und es sich immer wieder vor Augen führt, dem fehlt es oft leichter, am Ball zu bleiben, als Menschen, die von einer extrinsischen Motivation abhängig sind.
Es wird auf der Reise immer wieder Momente geben, die dazu verführen, rückfällig zu werden. Wer sich darauf vorbereitet und sich zum Beispiel für Phasen starken Cravings Ersatzhandlungen überlegt, ist im Vorteil. Eine häufige Angst ist, durch den Rauchstopp an Gewicht zuzulegen. Dem lässt sich begegnen, indem man sich von einer professionellen Ernährungsberatung Unterstützung holt. Durch die Entwöhnung ändert sich aber unter Umständen nicht nur das Gewicht. Sie kann auch die Wirkspiegel einiger Arzneimittel für die Dauermedikation beeinflussen.
Grund für die Interaktion von Zigaretten und Arzneimitteln sind polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Diese entstehen bei der unvollständigen Verbrennung von Tabak und induzieren klinisch relevante CYP-Isoenzyme. Substrate der Enzyme werden schneller abgebaut. Beispiele für betroffene Arzneimittel sind auf die Psyche wirkende Substanzen wie zahlreiche Neuroleptika (Clozapin, Olanzapin, Risperidon, Haloperidol, Chlorpromazin), Antidepressiva (Amitriptylin, Escitalopram, Mirtazapin) und Benzodiazepine. Ärzte und Apotheker sollten ebenso Blutverdünner (Warfarin) im Blick haben, Antiasthmatika (Theophyllin, inhalative Glucocorticoide) und einige Krebsmedikamente (Erlotinib, Cyclophosphamid). Eine Faustregel besagt, dass relevante Wechselwirkungen bereits bei sieben bis zwölf Zigaretten pro Tag auftreten können. In E-Zigaretten sind die PAKs nicht enthalten. Beim Verdampfen lebt es sich also zumindest in dieser Hinsicht sorgenfreier.
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