Was richtet Cannabis im Gehirn von Jugendlichen an? Hier zeigen wir es euch.
Ende des Jahres soll sie kommen, die Legalisierung von Cannabis in Deutschland. Während die Einen jubeln, sorgen sich Andere, dass die Legalisierung den Cannabis-Konsum in der Bevölkerung drastisch ankurbeln könnte – insbesondere den von Jugendlichen. Aber gerade für Teenies ist der Konsum besonders risikoreich.
Das liegt daran, dass das menschliche Gehirn erst mit Mitte 20 vollständig ausgereift ist und Substanzen wie Cannabis diesen empfindlichen Prozess stören könnten. Es gibt immerhin schon einige Hinweise darauf, dass Cannabis die neurokognitive Leistungsfähigkeit von Jugendlichen beeinträchtigen kann. Doch was genau passiert im Gehirn von kiffenden Jugendlichen?
Für die berauschende Wirkung von Cannabis ist das Tetrahydrocannabinol (THC) verantwortlich, das an die Cannabinoid-Rezeptoren (CB) 1 und 2 bindet. Diese Rezeptoren sind überall im Körper zu finden. Im zentralen Nervensystem und vor allem im Gehirn wimmelt es nur so vor CB1-Rezeptoren, in höchster Dichte kommen sie in den Basalganglien, im Hippocampus und im Cerebellum vor. Dadurch kann THC als aktive Substanz verschiedene kognitive Prozesse (z. B. die Aufmerksamkeit und das Gedächtnis) sowie verschiedene motorische Funktionen und die Schmerzwahrnehmung beeinflussen. Eine Auswahl an folgenden Gehirnbereichen, in denen Cannabis wirkt, zeigt unsere Abbildung:
Eine Studie, die 2021 in JAMA Psychiatry veröffentlicht wurde, gibt Hinweise darauf, dass sich diese Hirnregion bei jugendlichen Cannabis-Konsumenten anders entwickelt als bei Nicht-Konsumenten. Die Forscher analysierten darin Hirnscans von knapp 800 Teenagern über einen Zeitraum von 5 Jahren. Zu Studienbeginn waren die Teilnehmer 14 Jahre alt und gaben an, noch nie Cannabis konsumiert zu haben.
Wie sich herausstellte, war die Hirnrinde von jugendlichen Cannabis-Konsumenten an bestimmten Stellen deutlich dünner als bei der Vergleichsgruppe, die nicht gekifft hatte. Diese Veränderungen traten vor allem im präfrontalen Kortex auf. Wichtig: Dieser Zusammenhang war dosisabhängig, d. h. je mehr die Jugendlichen gekifft haben, umso dünner war die Großhirnrinde mit 19 Jahren. Verhaltenstests ergaben, dass die betroffenen Jugendlichen impulsiver waren und sich schlechter konzentrieren konnten als andere Teenager. Auch hier waren die Auswirkungen umso stärker, je mehr Cannabis konsumiert wurde.
Dass Cannabis nicht in jugendliche Hände gehört, ist natürlich auch den Ministern der Ampelkoalition bewusst, die lange über dem Gesetzentwurf für eine Legalisierung gebrütet haben. Was den Jugendschutz angeht, ändere sich an den derzeitigen Verboten aber nichts, betonte der Gesundheitsminister Karl Lauterbach (wir berichteten). Unter 18 Jahren sei auch weiterhin in Sachen Cannabis gar nichts erlaubt. Werde ein Konsum bei Minderjährigen festgestellt, dann werde es verbindliche Präventionsprogramme geben: „Wir sehen immer klarer, welche negativen Konsequenzen der Cannabis-Konsum bei Kindern und Jugendlichen hat“, so Lauterbach. Dies betreffe die schulische Leistungsfähigkeit, aber auch das Risiko für Depressionen, Psychosen und Angststörungen.
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Bildquelle: Artur Kornakov, Unsplash