Bei der Operation einer Nagelbettverletzung wird der Fingernagel meist wieder befestigt – aber ist das überhaupt notwendig? Handchirurgen haben den Nutzen jetzt in einer Studie untersucht.
Mal eben unachtsam die Autotür zugeschlagen und schon ist es passiert: Ein Kinderfinger steckte noch dazwischen – und ist jetzt schmerzhaft eingeklemmt. Dieses Szenario ist nicht selten und geht oft mit Verletzungen des Nagelbetts einher. In vielen Fällen ist eine Operation notwendig, um den Nagelbettriss zu reparieren. Dabei stellt sich für Chirurgen die Frage, ob der Fingernagel bei der Operation wieder auf das verletzte Nagelbett gesetzt oder ganz entfernt werden sollte. Die meisten Operateure entscheiden sich dabei für die Erhaltung des Nagels.
„Der Grundgedanke hinter der Wiederbefestigung des Nagels ist, dass dies eine schonende Wundheilung ermöglicht, Infektionen reduziert und weniger schmerzhaft beim Verbandswechsel ist“, erklärt Handchirurg Prof. Abhilash Jain von der University of Oxford. „Es gibt jedoch keine Belege für diese Praxis: Viele Arbeiten erklären, wie man den Nagel wieder anbringt – aber keine, warum man so verfahren sollte.“ Ein Forscherteam um Prof. Jain hat sich diesem Thema jetzt in einer Studie angenommen. Sie ist im British Journal of Surgery erschienen.
Die randomisierte kontrollierte Studie umfasste 451 Kinder unter 16 Jahren, die nach dem Zufallsprinzip in Gruppen eingeteilt wurden, in denen der Nagel nach der Reparatur einer Nagelbettverletzung entweder ersetzt oder entfernt wurde. Nach einer Heilungsdauer von 7 Tagen analysierten die Wissenschaftler die Wundheilung und prüften eine mögliche Infektion bei den Patienten. Zu diesem Zeitpunkt bestand kein signifikanter Unterschied hinsichtlich einer Infektion oder dem Aussehen des Nagels zwischen den Behandlungsgruppen. Innerhalb von 4 Monaten jedoch infizierte sich die Wunde bei etwa 3,5 % Probanden, die ihren Nagel behielten. Bei den Patienten, bei denen Nagel entfernt wurde, waren es hingegen nur 0,9 %.
Ein weiterer Grund für eine Entfernung des Nagels ist der Kosten- und Zeitaufwand. Dr. Helen Dakin, Forschungsdozentin am Oxford Population Health's Health Economics Research Centre, schätzt, dass der nationale britische Gesundheitsdienst durch den Verzicht auf den Nagel und die Vereinfachung der Operationen etwa 720.000 Pfund (ca. 823.000 Euro) pro Jahr einsparen könnte. Die Ergebnisse könnten nun dazu beitragen, die Patientenversorgung positiv zu verändern und dabei effizienter vorzugehen.
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