Die Kundin ist besorgt – werden die Tropfen gegen ihre Schmerzen auch sicher bis Montag reichen? Und was ist, wenn sie das Fläschchen umstößt? Nein, ist noch nie passiert, aber was, wenn? Es könnte doch kaputtgehen! Ich atme tief durch.
Eine Patientin hat ein neues Schmerzmittel verschrieben bekommen: Tramadol-Tropfen. Die Schmerztherapie bei ihr ist … schwierig. Sie hat diverse Allergien, verträgt teilweise keine Brausetabletten, von anderem bekommt sie wahlweise Magenschmerzen, Schwindel oder eben Hautausschlag. Jetzt also zusätzlich Tramal®, was im Moment zu funktionieren scheint. Sie hat die Packung am Donnerstag bekommen und soll dreimal täglich je 15 Tropfen nehmen. Tatsächlich nimmt sie aber im Moment dreimal täglich je 5 Tropfen – weil sie langsam anfangen will. Sie ist ja so empfindlich. Gut, solange es ausreicht für ihre Schmerzstillung.
Am Freitag ruft sie an, um zu sagen, dass das funktioniert (schön). Sie steigere jetzt langsam – auf dreimal 7 Tropfen.
Am Samstag ruft sie an, weil sie eine zweite Packung will.
Pharmama: „Was? Was ist passiert? Sie müssten noch mehr als genug haben.“
Frau: „Ja, das hat die Praxisassistentin von Dr. Pain (wo sie die Tropfen verschrieben bekommen hat) auch gesagt. Sie sagt, der Arzt ist im Wochenende und er kann im Moment keine zweite Packung aufschreiben. Darum rufe ich an – kann ich davon einen Vorbezug haben?“
Pharmama: „Aber warum wollen Sie jetzt schon eine zweite Packung? Sie haben gerade eben mit der ersten angefangen.“
Frau: „Ja und es funktioniert auch. Aber jetzt ist Wochenende und damit es sicher reicht bis Montag.“
Pharmama: „Sie nehmen jetzt wie viel? 10 Tropfen dreimal täglich?“
Frau: „7 Tropfen, vielleicht 8 morgen.“
Pharmama: „Und das Fläschchen hat 10 ml. In einem ml sind etwa 20 Tropfen drin. Das reicht lääängstens.“
Frau: „Aber …. was, wenn mir das Fläschchen umfällt? Es ist so klein!“
Pharmama: „Ist Ihnen schon einmal ein Fläschchen umgefallen? Das hat so einen Tropfverschluss, da läuft nicht viel raus, bis Sie es wieder aufzuheben.“
Frau: „Aber was, wenn es mir herunterfällt und kaputtgeht?“
Pharmama: „Alle Eventualitäten kann und muss man nicht abdecken. Und das ist schon reichlich unwahrscheinlich.“
Frau: „Aber was, wenn?!“
Pharmama: „Wenn das wirklich vorkommt, dann haben Sie noch die anderen Mittel, die Sie schon gegen Schmerzen nehmen. Und sonst: Heute sind wir noch bis abends um 6 Uhr da – dann können Sie annrufen. Ansonsten gibt es den medizinischen Notdienst mit folgender Nummer und die Apotheke, die Notfalldienst hat, das ist morgen diese – an die können Sie sich auch wenden.“
Übrigens: Es ist nichts passiert. Aber am Montagnachmittag kam das Fax vom Arzt für das zweite Fläschchen.
Anm. d. Red.: In einer früheren Version war irrtümlicherweise von Tramadol-Augentropfen die Rede. Wir haben dies korrigiert.
Bildquelle: Nora Hutton, Unsplash