Forscher untersuchen derzeit, welche ungeahnten Potenziale in Metformin stecken. So interessieren sie besonders kardiovaskuläre Effekte. Deutschland blickt neidvoll auf die britische Forschungsförderung - hierzulande wären Studien mit alten Wirkstoffen nicht finanzierbar.
Seit Jahrzehnten wandert Metformin über den HV-Tisch. Das mit am häufigsten verordnete orale Antidiabetikum hat noch weitere, interessante Eigenschaften. Schon die UKPDS-Studie (United Kingdom Prospective Diabetes Study) zeigte, wenn auch mit vergleichsweise geringen Patientenzahlen, dass Herzinfarkte um knapp 40 Prozent seltener auftraten. Damals schrieben die Autoren, am niedrigeren Blutzucker allein könne es nicht liegen. Ihre Suche ging weiter, nicht immer mit Erfolg.
Die CAMERA-Studie (Carotid Atherosclerosis: MEtformin for insulin ResistAnce) brachte keinen durchschlagenden Erkenntnisgewinn. Bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit, aber ohne Diabetes, wurde untersucht, ob Metformin Einfluss auf arteriosklerotische Plaques hat. Darüber hinaus bestimmten Ärzte regelmäßig Cholesterin- und Triglyzerid-Spiegel sowie den Entzündungsmarker hsCRP. Effekte sahen sie nicht. Möglicherweise hatten sie die Studiendauer zu knapp bemessen – nach 18 Monaten endeten alle Arbeiten. Ob bei Teilnehmern mit Stoffwechselerkrankungen mehr zu sehen gewesen wäre, bleibt ebenfalls offen.
Der nächste Stein im großen Puzzle: Jetzt laufen in Großbritannien Vorbereitungen zur GLINT-Studie (Glucose Lowering In Non-diabetic hyperglycaemia Trial) auf Hochtouren. Ärzte wollen insgesamt 12.000 Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko und HbA1c-Werten im oberen Normbereich rekrutieren. Bis 2022 erfassen sie kardiovaskuläre Todesfälle, Herzinfarkte und Schlaganfälle, um therapeutische Effekte von Metformin zu erkennen. Hierzulande wäre eine derart große Studie zu Wirkstoffen ohne Patentschutz schier unmöglich – es fehlen Finanzierungsmöglichkeiten. Mit staatlichen Geldern sieht es schlecht aus.