Wer Ernährungsrichtlinien befolgt, hat ein vielfältigeres Darmmikrobiom. Zu diesem Schluss kommen Ernährungsexperten. Und das, obwohl Mikrobiota in offiziellen Ernährungsempfehlungen bisher keine Erwähnung finden.
Eine gesunde Ernährung hat nicht nur Auswirkungen auf das Körpergewicht, sondern auch auf den Cholesterinspiegel und die Herzgesundheit. Eine aktuelle Studie konzentrierte sich nun auf eine weitere Komponente: die Rolle der Ernährung bei der Förderung gesunder Magen-Darm-Mikrobiota. Das Mikrobiom besteht aus Billionen von Mikroorganismen, die im Gastrointestinaltrakt leben. Neben der Förderung physiologischer Prozesse kann ein vielfältiges Darmmikrobiom die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten verstärken.
„Derzeit gibt es keine Definition für ein gesundes Mikrobiom. Es ist wichtig zu verstehen, wie die Ernährung die Struktur der Darmmikrobiota beeinflusst, damit wir daraus Ernährungsempfehlungen ableiten können“, erklärt Ernährungswissenschaftler Alexis Baldeon.
Baldeon und sein Team analysierten Daten aus einer großen Datenbank, die Stuhlproben von Tausenden von Personen aus den USA enthält. Ihre Studie konzentrierte sich auf 432 gesunden Personen, die in drei Gruppen eingeteilt wurden, je nachdem, wie genau sie den Healthy Eating Index (HEI) befolgten, der auf den US-amerikanischen Ernährungsrichtlinien, den Dietary Guidelines for Americans (DGA), basiert.
Die Gruppe mit dem höchsten HEI-Gesamtwert – also diejenigen, die sich am strengsten an die DGA-Vorgaben hielten – wies auch die größte Vielfalt der Darmmikrobiota auf und verfügte über eine größere Anzahl von Bakterien, die nützliche Funktionen wie die Fermentation von Ballaststoffen übernehmen. „Die Darmmikrobiota sind wirklich gut darin, Ballaststoffe aufzuspalten, was wichtig ist, da der Mensch Ballaststoffe nicht verdauen kann. Bei den Studienteilnehmern mit einer qualitativ besseren Ernährung war die Anzahl der Bakterien größer, die am Faserstoffwechsel beteiligt sind“, stellt er fest.
Dennoch wurden Mikrobiota in Ernährungsrichtlinien bisher nicht berücksichtigt. Das könnte sich jedoch in Zukunft ändern, sagt Studienautorin Prof. Hannah Holscher. „Unsere Arbeit liefert Hinweise auf bestimmte Mikroben, die für die Erhaltung des gesunden Mikrobioms und der allgemeinen Gesundheit relevant sein könnten“, sagt Holscher.
„Eine Untersuchung der Zusammensetzung des Mikrobioms ist derzeit nicht Teil einer Standarduntersuchung. Selbst wenn Sie heute Ihr Mikrobiom sequenzieren lassen würden, könnte Ihnen Ihr Arzt oder Ernährungsberater aufgrund der Ergebnisse keine fundierten Empfehlungen geben“, so die Ernährungsexpertin weiter. „Je mehr wir über die Wechselwirkung von Ernährung, Mikrobiota und Gesundheit wissen, desto gezielter könnten unsere Ernährungsempfehlungen werden.“
Auch die Gesundheitspolitik beginnt, die Bedeutung des Darmmikrobioms zu erkennen, so die Forscher. Kürzlich erklärten DGA-Experten, dass die Erkenntnisse aus Studien zum Mikrobiom künftig berücksichtigt werden sollten. Holscher und Baldeon weisen darauf hin, dass ihre Studie die aktuellen DGA-Empfehlungen für eine Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen unterstützt.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der University of Illinois College of Agricultural, Consumer and Environmental Sciences. Hier gehts zur Originalpublikation.
Bildquelle: Adryan RA, unsplash