Eine alte Dame bekommt wegen eines AV-Blocks einen kabellosen Herzschrittmacher eingesetzt. Im zweiten Anlauf gelingt endlich die richtige Positionierung. Doch postoperativ kommt alles anders als geplant.
Eine 96-jährige Frau mit Herzinsuffizienz wird wegen eines AV-Blocks ins Krankenhaus eingeliefert. Schnell steht fest, dass die Frau einen Herzschrittmacher benötigt. Daher wird ihr über die rechte Oberschenkelvene ein kabelloser Schrittmacher eingesetzt. Doch seine Wirkung bleibt hinter den Erwartungen zurück, weshalb die Ärzte ihn kurze Zeit später wieder entnehmen und neu platzieren. Nun scheint er regelhaft zu funktionieren, sodass einer schnellen Genesung nichts mehr im Weg steht.
Doch es kommt anders als geplant: Der systolische Blutdruck der 96-Jährigen rauscht plötzlich auf 70 mmHg ab. Die Folge? Die Frau befindet sich im kardiogenen Schockzustand. Da nun jede Sekunde zählt, führen die Ärzte umgehend eine Echokardiographie durch, um die Ursache dieser plötzlichen Zustandsverschlechterung zu ergründen. Darauf entdecken sie eine Flüssigkeitsansammlung im Perikardraum, die eine Herztamponade bedingt.
Sofort führen die Ärzte eine Perikardpunktion durch, bei der rund 300 ml blutige Flüssigkeit abgeleitet werden. Anschließend können sie aufatmen, denn die Patientin erholt sich nun vom Schockzustand. Doch merkwürdigerweise hört die Drainage nicht auf, Blut zu fördern. Es folgt eine Notfallthorakotomie, die nun das gesamte Ausmaß offenbart: Das Herz der Patientin weist eine traumatische Myokardverletzung von ca. 10 mm Größe an der Vorderseite des rechten Ventrikels auf – genau an der Stelle, wo der kabellose Schrittmacher zum ersten Mal implantiert und wieder entfernt worden war.
Die Verletzung wird adäquat chirurgisch versorgt, woraufhin die Patientin von nun an hämodynamisch stabil ist. Zwei Wochen später kann sie schließlich wieder entlassen werden.
Es wird angenommen, dass kabellose Schrittmacher mit einem geringeren Risiko für Geräteinfektionen einhergehen und die Zahl von Komplikationen mit den Elektroden im Vergleich zu herkömmlichen intravenösen Herzschrittmachern geringer ist. Doch die spezielle Implantationsmethode, bei der ein Einführsystem gegen die rechte Ventrikelwand gedrückt wird, birgt – wie auch im vorliegenden Fall – das Risiko für lebensbedrohliche Myokardverletzungen. Daher ist bei der Implantation höchste Vorsicht geboten und bei einem auffälligen postinterventionellen Verlauf sollte frühzeitig ein chirurgischer Revisionseingriff in Betracht gezogen werden.
Text- und Bildquelle: Higuchi et al. / Oxford Medical Case Reports
Titelbild: Kelly Sikkema, Unsplash; Adrien Converse, Unsplash