Die Medizinstudierenden im Hartmannbund zeigen sich offen für eine Quartalstruktur im Praktischen Jahr. Sie lehnen aber einen zusätzlichen Pflichtabschnitt weiterhin vehement ab und haben dabei auch die potentiellen Mehrkosten im Blick.
Damit folge der Ausschuss auf seiner jüngsten Sitzung in Düsseldorf den in diesem Sommer veröffentlichten Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Weiterentwicklung des Medizinstudiums, die eine Aufteilung des PJ in vier Ausbildungsabschnitte zu je 12 Wochen beinhalten. „Diese Quartalstruktur mit zwei Pflicht- und zwei Wahlfächern würde den Medizinstudierenden eine größere Wahlfreiheit ermöglichen“, sagte der Ausschussvorsitzende Theodor Uden. Neben den weiterhin verpflichtenden Ausbildungsabschnitten in der Inneren Medizin und der Chirurgie hätten die Studierenden die Möglichkeit, nicht wie bisher ein, sondern zwei Fächer wählen zu können. Dies stärke die individuelle Schwerpunktsetzung. Damit spreche sich der Hartmannbund, ebenso wie der Wissenschaftsrat, mit dem der Studierendenausschuss am vergangenen Wochenende die Empfehlungen diskutierte, gegen das noch immer im Raum stehende Pflichtquartal in der Allgemeinmedizin aus. „Wir sehen die Einführung eines weiteren Pflichtabschnitts im PJ als einen großen Fehler an und fordern die Verantwortlichen auf, das geplante Pflichtquartal in der Allgemeinmedizin ad acta zu legen“, so Uden mit Blick auf den „Masterplan Medizinstudium 2020“, der derzeit in den Bundesministerien für Gesundheit sowie Bildung und Forschung erarbeitet wird.
Vielmehr solle darauf geschaut werden, wie sich der Ist-Zustand der Allgemeinmedizin an den medizinischen Fakultäten bereits darstellt – nach Recherchen des Hartmannbundes besser als sein Ruf. So könnten 25 der insgesamt 37 Fakultäten ein Institut für Allgemeinmedizin bzw. einen Lehrstuhl vorweisen, die weiteren Fakultäten seien mit Lehrbereichen bzw. Abteilungen auf dem Weg dorthin. „Das Fach Allgemeinmedizin hat in den vergangenen Jahren eine gute Entwicklung genommen“, so Uden. Dies gelte ausdrücklich auch für die Universitäten. Die Maßnahmen reichten von Mentoring-Programmen wie an der Universität Halle, in denen die Medizinstudierenden über den ganzen Studienzeitraum durch erfahrene und praktizierende Allgemeinmediziner beraten und betreut würden, über intensive Lehre und Forschungsarbeit in der Allgemeinmedizin wie zum Beispiel an der Universität Duisburg-Essen bis hin zu Zentren für Allgemeinmedizin wie dem im Saarland, das von der dortigen Kassenärztlichen Vereinigung finanziell unterstützt würde. „Die Liste der erfolgreichen Projekte ist lang und zeigt, dass die Allgemeinmedizin stark aufgeholt hat“, so Uden, auch mit Verweis auf das 2012 eingeführte zweiwöchige Blockpraktikum und die einmonatige Famulatur in der hausärztlichen Versorgung. Auch die in der Approbationsordnung festgeschriebene Regelung, wonach ab 2019 für alle Studierenden im PJ ein Wahltertial in der Allgemeinmedizin möglich sein soll, habe dazu ihren Teil beigetragen. Hier müsse man erst einmal die Ergebnisse abwarten und vor allem nicht am Mehrheitswillen der deutschen Medizinstudierenden vorbei eine weitere Zwangsmaßnahme wie das Pflichtquartal in der Allgemeinmedizin durchdrücken wollen. „Hierbei sollte auch nicht vergessen werden“, so Uden abschließend, „dass die Kosten allein für die Schaffung der geforderten Plätze für das Wahltertial Allgemeinmedizin immens sind.“
Die Kosten für ein Pflichtquartal in der Allgemeinmedizin für alle ca. 11.000 Studierenden pro Jahrgang würden den Rahmen sprengen. Laut Berechnungen der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin – Befürworter des Pflichtquartals Allgemeinmedizin – würden sich diese auf ca. 25 Millionen Euro belaufen. Hinzu kämen ca. 20 Millionen Euro, sollten alle PJ-Studierenden eine monatliche PJ-Aufwandsentschädigung von 597 Euro erhalten. Macht gesamt und bundesweit 44 Millionen Euro pro Jahr – viel Geld für eine Verpflichtung, die von den Studierenden nicht gewollt wird.