In männlichen Harnröhren wurden die Bakterien nachgewiesen, die eine bakterielle Vaginose verursachen. Die Studie ist die erste, die die Vermutung einer sexuellen Übertragung bestätigt.
Eine bakterielle Vaginose ist eine der häufigste Vaginalekrankungen bei Frauen. Bisher konnte nicht abschließend bestätigt werden, dass eine Vaginose durch Sex übertragen werden kann. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass dies nicht stimmt. Ein Forscherteam untersuchte 110 distale Harnröhrenabstriche von Männern ohne urogenitale Symptome, ohne sexuell übertragbare Infektionen (STD) und ohne Entzündung der Harnröhre.
„Wir haben das urethrale Mikrobiom gesunder erwachsener Männer untersucht und festgestellt, dass viele von ihnen Bakterien aufweisen, die mit der bakteriellen Vaginose bei Frauen in Verbindung gebracht werden“, so Mikrobiologe und Studienautor Prof. David Nelson. „Diese Bakterien können durch heterosexuellen, vaginalen Sex übertragen werden. Das wurde in der Forschung noch nie beschrieben.“
Die Ergebnisse seien verblüffend: „Diese Männer hatten zwei Arten von kolonisierten Bakterien – eine, die in der Harnröhre des Penis beheimatet war, und eine, die von einer externen Quelle stammte. Dies ist das erste Mal, dass gezeigt wurde, dass das menschliche Mikrobiom in erster Linie durch das Sozialverhalten beeinflusst wird.“
Die Forscher fanden heraus, dass nur die Männer, die angaben, vaginalen Sex zu haben, die Bakterien in sich trugen. Weiterhin konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Bakterien noch mindestens zwei Monate nach dem vaginalen Geschlechtsverkehr nachweisbar waren. Indem mehr Kontrollen von Sexualpartnern durchgeführt werden, könne die Behandlung von Männern und Frauen bei bestimmten Geschlechtskrankheiten – einschließlich bakterieller Vaginose – verbessert werden, so die Autoren.
„Nachdem wir diese Grundlage geschaffen haben, können wir vielleicht neue Erkenntnisse über die Rolle der Bakterien bei urogenitalen Erkrankungen liefern. Es ist immer noch ein Stigma, über Sex zu sprechen, und deshalb werden Geschlechtskrankheiten oft übersehen“, sagt Hauptautorin Dr. Evelyn Toh. „Dabei sind Frauen und Minderheiten sowie sozioökonomisch benachteiligte Menschen von Geschlechtskrankheiten überproportional stark betroffen“. Nachdem nun eine Übertragung von Frauen auf Männer nachgewiesen wurde, möchten die Forscher prüfen, ob auch Männer Frauen infizieren können.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Indiana University School of Medicine. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Giorgio Trovato, unsplash