Frauen berichten über positivere Geburtserfahrungen, wenn eine Hebamme die Entbindung leitet, im Vergleich zu einer ärztlich geleiteten Entbindung. Doch nicht nur das Betreuungsmodell beeinflusst die Zufriedenheit, auch der Ort ist von Bedeutung.
Der Großteil der Geburten in den USA (88 %) wird von Ärzten geleitet, während Hebammen lediglich 12 % der Geburten leiten. Die meisten Entbindungen finden im Krankenhaus statt – weniger als 2 % aller Geburten sind Hausgeburten oder finden in Geburtshäusern statt. Qualitätsmessungen im Bereich der Geburtshilfe konzentrieren sich häufig auf klinische Indikatoren wie Komplikationen oder Kaiserschnittraten, während die persönlichen Erfahrungen der Gebärenden häufig vernachlässigt werden.
„Im Gegensatz zum geburtshilflichen Standardmodell beruht die Hebammenbetreuung auf der Philosophie, die Schwangerschaft und Geburt als physiologischen, sozialen und kulturellen Prozess und nicht nur als klinisches Ereignis zu betrachten“, erklärt Studienautorin Prof. Mimi Niles, die auch der Meinung ist, dass die Beziehung zwischen der Patientin und der Hebamme die Basis einer zufriedenstellenden Geburtserfahrung bildet.
Um die Erfahrungen von Müttern während der Geburt zu analysieren, werteten Forscher 1.771 Antworten auf eine Umfrage aus, in der Wöchnerinnen vier Bereiche ihrer Geburtserfahrung im Hinblick auf die Kommunikation und Selbstbestimmung sowie Respekt, Misshandlung und Zeitaufwand während der Besuche bewerten konnten. Dabei zeigte sich, dass die Patientinnen, die von Hebammen im Rahmen einer Hausgeburt oder im Geburtshaus betreut wurden, fünfmal häufiger von einem hohen Maß an Selbstbestimmung und Respekt berichteten als solche, die nur von Ärzten in Krankenhäusern betreut wurden. Die hebammenbetreuten Frauen berichteten zudem wesentlich seltener von Misshandlungen.
Die Forscher fanden auch signifikante Unterschiede zwischen den verschiedenen Geburtsumgebungen: Patientinnen, die von Hebammen zu Hause oder in Geburtshäusern betreut wurden, gaben in allen vier Bereichen – Autonomie, Respekt, Misshandlung und Zeitaufwand – signifikant bessere Erfahrungen an als Patientinnen im Krankenhaus.
So berichteten die von Hebammen im Geburtshaus oder zu Hause betreuten Patientinnen 14-mal häufiger, dass sich bei den vorgeburtlichen Besuchen ausreichend Zeit für sie genommen wurde als die von Ärzten betreuten Patientinnen. Die stationär von Hebammen betreuten Patientinnen gaben fast doppelt so häufig wie die stationär ärztlichen Patientinnen an, ausreichend Zeit bei der vorgeburtlichen Betreuung zu haben.
Die Ergebnisse der Studie belegen, dass aus dem Hebammenmodell bessere Betreuungserfahrungen resultieren und unterstreichen, dass die Optimierung der Hebammenleistungen in allen Bereichen notwendig ist. „Unsere Ergebnisse ergänzen die Hinweise darauf, dass das Modell selbst stark von der Umgebung beeinflusst wird, in der die Betreuung stattfindet“, so die Studienautoren.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der New York University. Die Originalpublikation findet ihr hier.
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