Bis vor Kurzem war die Diagnose Multiples Myelom niederschmetternd: Trotz belastender Chemotherapie blieb Betroffenen oft nur wenig Lebenszeit. Mit der CAR-T-Zelltherapie können Ärzte ihren Patienten wieder mehr Hoffnung geben.
Das Multiple Myelom an sich ist zwar selten, aber doch die zweithäufigste unter den hämatologischen Erkrankungen in der westlichen Welt. „Das Besondere sind die eigentlich unspezifischen Symptome, aber wir sprechen vor allem von Knochenveränderungen“, sagt Dr. Maximilian Merz, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Hämatologie, Zelltherapie, Hämostaseologie und Infektiologie des UKL. „Die Krebszellen wachsen im Knochenmark. 90 Prozent aller Myelom-Patienten haben daher kaputte Knochen.“ Trotz solch mehr oder weniger unscharfer Symptome wie Knochenschmerzen könnten jedoch Hämatologen in der Regel schnell die richtige Diagnose stellen. Weitere Kardinalsymptome sind Anämie, Nierenversagen und eine Hyperkalzämie – auch als CRAB-Symptome zusammengefasst.
„Das multiple Myelom war bis vor zehn oder 15 Jahren ganz schlecht behandelbar und mit einer geringen Lebenserwartung verknüpft“, berichtet Merz. Zur Verfügung standen den Ärzten nur Chemotherapien und die autologe Stammzelltransplantation, also unter Nutzung von körpereigenen Stammzellen. „Das war sehr belastend, vor allem für ältere Menschen“, erklärt der UKL-Experte.
Vor einigen Jahren sind nun neue Medikamente auf den Markt gekommen – basierend auf drei neuen Substanzklassen (Proteasom-Inhibitoren, Immunmodulatoren und Anti-CD38-Antikörper), die laut Merz selbst schon ohne begleitende Stammzelltransplantation eine gute Prognose ermöglichen. Aber: „Diese neuen Medikamente plus eine autologe Stammzelltransplantation – da kann man den Betroffenen guten Gewissens zehn oder mehr weitere Lebensjahre versprechen.“
Doch irgendwann sprechen Patienten auch trotz neuer Substanzen nicht mehr auf Therapien an. Für sie heißt die wohl letzte Hoffnung dann CAR-T-Zelltherapie. Die bereits seit einigen Jahren am UKL angewandte innovative und hochwirksame Zelltherapie hat inzwischen auch die Zulassung für das Multiple Myelom erhalten. Für Merz wirklich ein Grund zur Freude: „Die CAR-T-Zelltherapie ermöglicht langfristig eine komplette Remission, das heißt, die Krankheit ist nicht mehr nachweisbar, die Ansprechrate liegt bei 90 Prozent und dies mit sehr gut beherrschbaren Nebenwirkungen!“ Voraussetzung für eine Anwendung ist bisher, dass die Betroffenen bereits mindestens drei Vortherapien durchlaufen hatten.
Seit 2022 ist die UKL-Hämatologie Teil einer internationalen Studie, bei der CAR-T direkt bei einer neuen Diagnostizierung, also gleich und ohne jede Vortherapie, eingesetzt wird. Merz: „Die Hoffnung auf sofortige Heilung ist stark begründet.“
Bei der Aufzählung der Vorteile einer CAR-T-Zelltherapie gerät Merz beinahe ins Schwärmen: fast keine Nebenwirkungen, nur zwei Wochen Liegezeit auf Station und für eine lange Zeit oft keine Anschlussbehandlung mehr notwendig. „Man stelle sich einen Patienten oder eine Patientin vor, seit zehn Jahren ständig in Therapie und nach CAR-T ist plötzlich keine Behandlung mehr nötig – das ist absolut genial!“
Es sei erstaunlich, was sich innerhalb kürzester Zeit getan habe, nämlich weg von intensiver Chemotherapie und hin zu Immuntherapien, statt einer Prognose von drei bis fünf Lebensjahren nun Zehn plus X oder sogar Heilung. „Heutzutage sollte es das Ziel sein, jedem Myelom-Patienten eine CAR-T-Behandlung an einem spezialisierten Zentrum zu ermöglichen“, erklärt der Arzt.
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung des Universitätsklinikum Leipzig.
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