Als wäre es nicht schon genug: Aktuelle Erkenntnisse zeigen, dass Psoriasis nicht nur die Haut befällt, sondern noch andere unangenehme Auswirkungen haben kann.
Schätzungen zufolge leiden mehr als 125 Millionen Menschen weltweit an Psoriasis, wobei Männer und Frauen gleichermaßen betroffen sind. Eine aktuelle Studie, die in der Fachzeitschrift Science Immunulogy veröffentlicht wurde, gibt nun Aufschluss darüber, warum die Schuppenflechte auch andere Teile des Körpers beeinträchtigen kann.
Neben den rötlichen, schuppigen Läsionen, die sich auf der Haut von Menschen mit Psoriasis bilden, lassen sich leichte und schwere Formen der Krankheit anhand der Aktivität von Schlüsselzellen und Signalwegen unterscheiden.
Unter der Leitung von Forschern der NYU Grossman School of Medicine wurden in der Studie verborgene Merkmale von Entzündungen kartiert und untersucht, wie sie sich in Fällen mit zunehmendem Schweregrad der Psoriasis-Erkrankung unterscheiden. Die Ergebnisse des Teams können helfen, zu erklären, wie kleine Entzündungsherde in der Haut weitreichende Auswirkungen in anderen Teilen des Körpers haben können. Die Forscher stellten fest, dass bis zu einem Fünftel der Erkrankten später eine Psoriasis-Arthritis entwickelten. Die Studienergebnisse könnten auch Aufschluss darüber geben, warum Psoriasis diese und andere Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Herzerkrankungen und entzündliche Darmerkrankungen auslösen kann.
Aktuelle Analysen zeigten, dass die Lage der Fibroblasten sowie der Makrophagen variierte und diese Zelltypen bei schwereren Fällen von Psoriasis häufiger in den oberen Hautschichten zu finden waren.
Darüber hinaus stellte das Forschungsteam fest, dass in Hautproben von Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis die Genaktivität in mehr als drei Dutzend molekularen Signalwegen erhöht war. Diese Signalwege hingen mit dem Stoffwechsel und der Kontrolle des Lipidspiegels zusammen – Faktoren, die bekanntermaßen bei Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus dem Gleichgewicht geraten. Diese erhöhte Genaktivität trat sogar bei Haut auf, die keine Läsionen aufwies.
Jose Scher, Steere Abramson Associate Professor of Medicine in der medizinischen Abteilung der NYU Langone Health, weist darauf hin, dass die Studie über die derzeitigen Diagnoseinstrumente hinausgeht. Diese haben sich bisher stark auf die sichtbaren Zeichen der Hautläsionen konzentriert, anstatt deren unsichtbare systemische und molekulare Auswirkungen zu untersuchen. Viele verfügbare Therapien, darunter Steroide und Immunsuppressiva, reduzieren zwar die Entzündung und die Symptome, gehen aber nicht auf die Ursachen der Krankheit ein.
Die Studie stützte sich auf die sogenannte Spatial Transcriptomic, eine Technik, die die molekularen und zellulären Interaktionen in einem bestimmten Gewebe aufzeichnet. Die Forscher analysierten intakte Hautproben von 11 Männern und Frauen mit leichten bis schweren Fällen von Psoriasis sowie von drei gesunden Erwachsenen ohne Psoriasis. Die Spatial Transcriptomic sei leistungsfähiger als andere übliche Techniken, die einzelne Zellen verfolgen, da sie eine umfassende bildbasierte Karte erstellt, die zeigt, wo sich Zellen im Gewebe befinden und mit welchen anderen Zellen sie kommunizieren.
„Nachdem wir Signale mit potenziellen systemischen Folgen gefunden haben, arbeiten wir nun daran, zu verstehen, wie Hautentzündungen zu weit verbreiteten Krankheiten führen können, die andere Organe betreffen“, sagt Scher.
Laut Shruti Naik, Assistant Professor of Pathology, Medicine und am Ronald O. Perelman Department of Dermatology der NYU Langone, plant das Team als nächstes, ihre neueste Analyse zu nutzen, um die biologischen Mechanismen zu identifizieren, die an einer Hautentzündung in einem bestimmten Bereich beteiligt sind, und wie sie sich auf die Haut oder andere Organe in einem anderen Teil des Körpers auswirken. Weitere Untersuchungen sind auch an größeren Patientengruppen sowie an läsionierter und nicht läsionierter Haut derselben Patienten geplant, um festzustellen, wie die Krankheit bei einigen von selbst abklingt und warum Patienten unterschiedlich auf dieselben entzündungshemmenden Medikamente ansprechen.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der NYU Langone Health/NYU Grossman School of Medicine. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: raquel raclette, unsplash