Bei der Anamnese kann man die Patienten auch mal nach ihrer eigenen Meinung fragen, rät mein Tutor. Dabei soll das ICEEE weiterhelfen. Wisst ihr, wofür’s steht?
Fokussierte Anamnese mittels – in notfallmedizinischen Kreisen bestens bekannten – Akronymen wie dem SAMPLER-Schema war schon Thema meines letzten Tutoriums. Ich gehe trotzdem zur Veranstaltung, denn Wiederholung schadet nie. Unser Tutor, der sein PJ in den USA absolviert hat, gibt uns Tipps zur effektiven Kommunikation mit Patienten.
Unter anderem rät er uns, dass wir sie zu Beginn des Anamnesegesprächs möglichst unterbrechungsfrei erzählen lassen sollen und erst im Verlauf geschlossene Fragen stellen. Wer die zweiteilige Podcastfolge „Therapeutic Communication“ von Rettungsdienst FM gehört hat, ist sich diesem wichtigen Fakt bereits bewusst. Es bietet sich an diesen Redefluss mit wenigen offenen Fragen und aktivem Zuhören (motivierende Gesprächsführung) zu lenken, insofern es der Patientenzustand zulässt. Tatsächlich hören die allermeisten Patienten nach kurzer Zeit von selbst auf zu erzählen. Als Belohnung für die Geduld sammelt man in dieser Zeit anamnestische Informationen, die man durch geschlossene Fragen womöglich nie erfahren hätte. Sollte eine Unterbrechung doch unvermeidbar sein, kann freundlich darauf hingewiesen werden, dass man später noch einmal darauf zurückkommen möchte.
Im Verlauf des Tutoriums hängt der Dozent wie selbstverständlich ein U an das – häufig auch von mir verwendete – und meist sehr hilfreiche Akronym OPQRST. Es dient (wie ihr vermutlich bereits wisst) der Einschätzung von Leitsymptomen, wie Schmerzen aller Art oder z. B. Schwindel, welche man differentialdiagnostisch genauer abgrenzen will.
Ok, und wofür steht nun der letzte Buchstabe des OPQRSTU-Schemas?U steht für Understanding (zu Deutsch: das Verständnis bzw. die Auffassung). Interessanter Aspekt, die Patienten mal nach ihrer Meinung zum Geschehen zu fragen, oder? Gerade im notfallmedizinischen Bereich könnte man Missverständnisse so schon frühzeitig beseitigen und sich leichter über gegenseitige Erwartungen an den weiteren Einsatzverlauf austauschen.
Um dem Punkt Understanding etwas mehr Struktur zu verleihen, steht darunter noch ein Akronym: ICEEE.
„Okay … war doch gut, dass ich gekommen bin! Das kannte ich noch nicht“, denke ich mir. Wir erfahren, dass es Hinweise dafür gibt, die Behandlung der Patienten auf diese Weise verbessern zu können (z. B. reduziert es die Anzahl verschriebener Medikamente).
Folgende fünf Punkte können bei „U“ abgefragt werden:
Mögliche Antworten aus Patientenperspektive könnten darauf z. B. sein:
Diese fiktiven Beispiele haben sicherlich viele von uns schon einmal in ähnlicher Form erlebt. Vielleicht hilft das Akronym ICEEE beim nächsten Mal dabei, uns ein wenig besser in die Welt unserer Patienten hineinversetzen zu können. Ich werde es auf jeden Fall ausprobieren!
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