Der Inkretin-Effekt ist bei Menschen mit Typ-2-Diabetes (T2D) oft abgeschwächt, wodurch die Blutzuckerkontrolle erschwert wird.1 Das glukoseabhängige insulinotrope Polypeptid (GIP) ist ein Darmhormon, das für bis zu 70 % des Inkretin-Effekts bei stoffwechselgesunden Menschen verantwortlich ist. Im Vergleich dazu trägt das Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1) zu ca. 30 % des Effekts bei.2 Im Allgemeinen ist ein gestörter Stoffwechsel charakteristisch für T2D, wobei neben dem Blutzucker auch der Fettstoffwechsel und die Fettverteilung maßgeblich beeinflusst werden. 1
GIP im Fettgewebe
GIP-Rezeptoren finden sich an unterschiedlichen Stellen im menschlichen Körper, am häufigsten sind sie jedoch in der Bauchspeicheldrüse und im Fettgewebe.3,4 Um die potenziellen Effekte von GIP im subkutanen Fettgewebe zu verstehen, müssen die tieferliegenden Prozesse genauer betrachtet werden.5
Speicherung und Regulation von Serumlipiden
Das weiße Fettgewebe speichert Fette und reguliert die Konzentration von freien Fettsäuren sowie Triglyceriden im Blut.5 Seine Speicherkapazität wird durch zwei Mechanismen erhöht:
die Fetthyperplasie (Anzahl der Fettzellen nimmt zu) und
die Fetthypertrophie (Fettzellen vergrößern ihre Aufnahmekapazität).6
Durch diese Prozesse wirkt das weiße Fettgewebe als ein Lipidpuffersystem. Es schützt damit andere Organe wie Leber, Skelettmuskelgewebe und die Betazellen der Bauchspeicheldrüse vor überschüssigen Fettsäuren und deren negativen Effekten.5,7
Die Rolle von GIP: Verbesserung des Stoffwechsels und der Insulinsensitivität
Es gibt Hinweise darauf, dass GIP die Aufnahme von Triglyceriden und freien Fettsäuren aus der Nahrung in das Fettgewebe steigern kann.a Dabei wird die Speicherkapazität der Adipozyten erhöht und die Triglyzeridkonzentration im Blut gesenkt.9,10 GIP vermittelt diese Effekte unter anderem, indem es die Insulinsensitivität des weißen Fettgewebes erhöht und inflammatorische Prozesse abschwächt.10
Vermittlung von Glukosetoleranz und Insulinsensitivität in anderen Organen
Zudem spielen Adipokine als Botenstoffe aus dem Fettgewebe eine zentrale Rolle. Sie können die Glukosetoleranz beeinflussen, die Insulinempfindlichkeit sowie inflammatorische Prozesse. So können sie die Glukoneogenese in der Leber verringern, die Glukoseaufnahme in Skelettmuskelzellen erhöhen und die glukosestimulierte Insulinsekretion durch die Betazellen der Bauchspeicheldrüse steigern.8
Das weiße Fettgewebe ist somit ein komplexes Organ, das auch endokrin auf andere Organe des Metabolismus wirkt.
Über die Effekte im Fettstoffwechsel hinaus: Was kann GIP noch?
Das Darmhormon GIP ist nicht nur im Fettgewebe im Einsatz – es regt u. a. auch physiologische Prozesse im Gehirna und dem Pankreas an.12 Auch synergetische Wirkeffekte von GIP und GLP-1 sind möglich:
Bildquelle: @Lilly
PP-TR-DE-0301
Quellen:
a Präklinische Studien
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Nauck MA, et al. Diabetes Obes Metab. 2021;23(Suppl 3): 5–29.
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Nauck MA, Meier JJ. Lancet Diabetes Endocrinol. 2016;4(6): 525–536.
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GIP ist, wie auch GLP-1 (Glukagon-ähnliches Peptid-1), ein Darmhormon. Es wird im Zwölffingerdarm freigesetzt und trägt nach der Nahrungsaufnahme maßgeblich zur Insulinsekretion bei. 1Erfahren Sie mehr!