Eine neue Studie zeigt, wie B-Zellen auf Hautkrebszellen reagieren. Die Ergebnisse könnten nun den Weg für innovative Therapiekonzepte ebnen.
Antikörper werden von B-Zellen produziert und dienen der Vorbeugung und Bekämpfung von Infektionen. Bisher gab es nur wenige Erkenntnisse darüber, was B-Zellen dazu veranlasst, auf Hautkrebs zu reagieren und weshalb die von ihnen gebildeten Antikörper dennoch nicht wirksam sind. Eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt nun, dass die Antikörper produzierenden B-Zellen von Hautkrebspatienten möglicherweise nicht richtig auf maligne Melanome ansprechen.
Um die komplizierte Funktionsweise der Antikörper-Immunantwort im Blut und Gewebe von Patienten mit metastasierendem kutanem Melanom zu erforschen, setzte das Forscherteam modernste Technologien ein. Das Blut von Patienten mit sekundärem Melanom im Spätstadium wies dabei deutlich geringere Mengen an reifen B-Zellen auf, die normalerweise einen langfristigen Schutz vor Infektionen bieten. Das bedeutet, dass die Antikörper produzierenden B-Zellen im Blut möglicherweise weniger wirksame Reaktion gegen den Krebs auszulösen können.
Die Studienergebnisse zeigen auch, dass sich aktive B-Zellen am Rand des Tumors ansammeln und in kleinen Gruppen zusammenfinden. Diese B-Zellen tragen spezifische Antikörpermerkmale und reagieren auf das Melanom, indem sie sich zusammenschließen und miteinander, sowie mit T-Zellen kommunizieren. In den Melanomläsionen, in denen B-Zellen spezifische Antikörper-Isotypen exprimieren, wie z. B. Immunglobulin G, war das Vorhandensein von B-Zellen mit einer besseren Überlebensrate der Patienten verbunden.
Weiterhin konnten die Wissenschaftler zeigen, dass B-Zellen bei Patienten mit metastasierendem Melanom auch Antikörper bilden, die ähnliche Funktionen haben wie pathogene Antikörper bei Autoimmunkrankheiten, z. B. die Erkennung von normalen, nicht-krebsartigen Zellen. Diese Eigenschaften können das Immunsystem daran hindern, eine starke Reaktion auf die Beseitigung des Melanoms zu zeigen. „Unsere Forschung bietet eine neue Perspektive auf die abweichende Natur der B-Zell-Phänotypen, die Eigenschaften der Antikörper und das, was sie beim metastasierten kutanen Melanom erkennen. Indem wir Autoimmun-Signaturen und die hochaktive, aber anormale B-Zell-Reaktion in der Mikroumgebung des Tumors aufdecken, öffnen wir die Tür für spezifische Behandlungsfortschritte“, sagt Erstautorin Dr. Silvia Crescioli.
„Durch die Analyse großer Datensätze von B-Zell- und Antikörperprofilen, die bei Melanomen gefunden wurden, können wir tiefgreifende Erkenntnisse über die Arten von Reaktionen gewinnen, die einen Nutzen für die Tumorbekämpfung bieten, und dies könnte Anhaltspunkte für die Entwicklung neuartiger Behandlungen liefern", ergänzt Mitautor Dr. Joseph Ng.
„Die Ergebnisse dieser Studie ermöglichen ein tieferes Verständnis der komplexen Defizite der Immunantwort beim metastasierten kutanen Melanom und ihrer möglichen klinischen Bedeutung. Wir untersuchen B-Zell-Signaturen in unterschiedlichen Patientenkohorten, um besser zu verstehen, wie diese von uns aufgedeckten mangelhaften Antikörperreaktionen mit dem Ergebnis der Patienten zusammenhängen könnten", so Hauptautorin Prof. Sophia Karagiannis. Nun seien weitere Forschungsarbeiten geplant, um zu klären, wie B-Zellen mit Krebszellen interagieren und die Bedingungen zu entschlüsseln, die eine wirksame B-Zell- und Antikörperreaktion auslösen und verstärken.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des King's College London. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Hanna Postova, unsplash.