Treffen sich Ärzte, Pfleger und ein Parfüm-Influencer auf'm Acker – was wie der Anfang eines Witzes klingt, fand am Wochenende so in Hennef statt. Ihr habt’s verpasst? Lest hier, wie es war.
Wer bei der Anreise in die rurale Traumlandschaft Hennefs noch nicht im Auto dahingeschmolzen ist, hatte allen Grund zu guter Laune. Denn vor Ort warteten mehr Sonnenschein, etwas fürs leibliche Wohl und ein spannendes Programm mit Speakern aus dem Bereich Healthcare – und der Duftwelt.
Egal, aus welcher inhaltlichen Richtung die Medfluencer kamen, die inhaltliche Schlagrichtung des diesjährigen Community-Gatherings war klar: Es ging darum, wie moderne Kommunikation in den sozialen Medien funktioniert. Wie wichtig hier die richtige Sprache insbesondere für Ärzte ist, machte Eröffnungs-Speakerin Dr. Sheila de Liz in ihrem Vortrag „Lasst es krachen – warum man mit ‚Gossensprache‘ bessere Medizin macht“ deutlich. Die Gynäkologin mit mehrsprachigem Hintergrund appellierte an das junge Publikum, sich so zu verständigen, dass es Patienten gegenüber verständlich bleibt. Mit Blick an die Kollegen mahnte sie, offen zu sein, Patienten ernst zu nehmen und auch verhältnismäßig einfache Methoden zuzulassen. Unverständlich sei ihr, dass Themen und Beschwerden wie die vaginale Atrophie von der Gesellschaft tabuisiert, von Pharmaseite kaum betrachtet und von ärztlicher Seite ignoriert werden.Med im Kornfeld bei bestem Wetter
Die im Mittelpunkt des Medi-Ackers blökenden Schafe untermalten das erste Päuschen, in dem es auch für die Community hieß: „Immer an die Hydration denken!“ Unter gleißender Sonne und wolkenlosem Himmel füllten sich die Schattenplätze an Feld und Bauernhaus ebenso schnell, wie sich Kühlschränke und Kaffeekannen leerten. Dass der Austausch ein zentrales Element von Med im Kornfeld ist, wurde auch in diesem Jahr wieder deutlich. Ob Psychiater und Jurist für Medizinrecht, Neurologe und Pfleger oder Neurologe und Medizinstudentin – hier wurde jeder Netzwerkerwunsch erfüllt.
Anschließend ging es in Scheune, Workschuppen und Ackerfläche weiter, wo Nachwuchsärzte Insights aus ihrem (Social-Media-)Leben gaben und mit Best-Practices und Hilfestellungen zum Nachahmen animierten. Da es aber bekanntermaßen ungesund ist, das Niveau dauerhaft dermaßen hoch zu halten, durften mentale Auszeiten natürlich nicht fehlen. Mit einer Flachwitze-Challenge ging daher der zweite Block zu Ende. Kostprobe gefällig? „Ich mag offene Menschen“ – Rainer, Chirurg.
In eine Pause der etwas anderen – nämlich bewegten – Art führte dann Dr. Moritz Tellmann. Man wäre ja auch nicht unter Akademikern, wenn nicht zumindest ein wenig Ellbogen und Competition an den Tag gelegt würde. Nachdem es zwar seine Zeit benötigte, Freiwillige für Sport in der Nachmittagssonne zu gewinnen, durften sich die vier Teams kreative Namen wie Hitzefibrillen oder Glühtochondrien aussuchen und sich schon mal warmtalken. Dann ging es in den Dauer-Squat mit Quiz, zu Löffellauf und Sandsack-Kette, bis zum Tauziehen.Team Hitzefibrillen vs. Glühtochondrien battlen sich in der bewegten Pause beim Löffellauf
Danach auf zum Endspurt – aber nicht, ohne die neuen Kontakte dingfest gemacht zu haben. Ganz im Sinne des Events wurden dabei mehr Accountnamen und Links ausgetauscht als traditionelle Visitenkarten.
Last, but not least bot der frisch aus Miami eingereiste Jeremy Fragrance den Schlussakt des Gatherings. Um der Frage vorzugreifen, was ein Duft-Influencer wohl auf einer Medizinerveranstaltung mitzuteilen hat: seinen zweifelsfrei besonderen, aber erfolgreichen Lebensweg. Dabei geht es um Authentizität, Markenbildung – und natürlich den Spirit. Letzteren holt sich der Star-Influencer jeden Morgen über eine kalte Dusche, laute Musik, Workouts und einen großen Matcha-Tee. Außerdem geht man selbstverständlich die erste Treppe am Tag rückwärts runter und schreibt sich seine To-Dos mit links auf.
Der als Unternehmer, Produzent und Werbeikone tätige Fragrance, mit inzwischen mehr als sechs Millionen Followern, hat frühzeitig den Wert des Internets und der sozialen Medien erkannt. Wie er seine erfolgreiche Marke etablierte, dürfte auch für die rasant wachsende Branche der Medfluencer interessant sein. Dass der ehemalige Boygroup-Tänzer dabei seine ganz eigenen Worte wählt und teils sehr private Einblicke gewährt, machte ihn – für einige vielleicht unerwartet – zu einem Mehrwert und lieferte einen runden Abschluss.
Bildquelle: Jordan Wozniak, unsplash