Ältere Menschen, die täglich Aspirin nehmen, haben ein höheres Risiko für Anämie und Eisenmangel. Worauf ihr bei euren Patienten achten solltet, lest ihr hier.
Einige Patienten profitieren von der regelmäßigen Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS; Aspirin®), etwa wegen eines erhöhten Risikos für Herzinfarkt oder Schlaganfall. Allerdings konnten Studien bereits zeigen, dass sich die prophylaktische Einnahme auch auf das Blutungsrisiko auswirken kann. Jetzt haben Forscher gezeigt, dass die regelmäßige ASS-Einnahme offenbar auch das Anämie-Risiko beeinflusst.
Die WHO definiert die Anämie als Hämoglobinkonzentrationen von unter 12 g/dl bei Frauen und unter 13 g/dl bei Männern. Die Gründe für die Entwicklung einer Anämie sind vielfältig, der mit Abstand häufigste Grund ist der Eisenmangel. Bei älteren Menschen finden sich oft auch chronische Erkrankungen und Entzündungen als Ursache.
Die Studie, die in Annals of Internal Medicine erschienen ist, umfasst rund 19.000 Personen im Alter von 70 Jahren oder älter, die randomisiert entweder täglich 100 mg ASS oder ein Placebo erhielten. Die Forscher zogen darin die jährlich gemessen Hämoglobin-Konzentrationen aller Probanden ein sowie die Ferritin-Konzentrationen, die zu Beginn der Studie und drei Jahre danach bei einer Teilgruppe der Teilnehmer gemessen wurden.
Das Risiko, eine Anämie zu entwickeln, war in der ASS-Gruppe um 20 % höher als in der Placebo-Gruppe (51,2 Ereignisse pro 1.000 Personenjahre vs. 42,9; Hazard Ratio: 1,20). In der Placebo-Gruppe sank die Hämoglobin-Konzentration im Schnitt um 3,6 g/L über einen Zeitraum von 5 Jahren, während in der ASS-Gruppe ein stärkerer Rückgang von 4,2 g/L zu verzeichnen war. Bei knapp 7.000 Teilnehmern, bei denen der Ferritinwert zu Studienbeginn und im 3. Jahr gemessen wurde, war die Prävalenz von Ferritinwerten unter 45 µg/L in der ASS-Gruppe größer (13,0 vs. 9,8 %). Zudem hatte die ASS-Gruppe einen stärkeren Gesamtrückgang des Ferritins um 11,5 % im Vergleich zu den Teilnehmern, die Placebo erhielten.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die tägliche Einnahme von niedrig dosiertem ASS zu einem erhöhten Auftreten von Anämie und einem Rückgang von Ferritin bei sonst gesunden älteren Erwachsenen führen kann. Daher sollte bei älteren Personen, die Aspirin einnehmen, in Erwägung gezogen werden, den Hämoglobinspiegel regelmäßig zu überwachen. Grund für die Anämie nach der regelmäßigen ASS-Einnahme könnte ein okkulter Blutverlust sein, spekulieren die Autoren.
Bildquelle: Pawel Czerwinski, unsplash