Die Mukoviszidose ist eine der häufigsten tödlich verlaufenden Erbkrankheiten der Welt. Seit 2020 ist in Europa eine Kombinationstherapie aus drei Wirkstoffen erhältlich. Forscher ziehen jetzt ein Fazit zur langfristigen Behandlung.
Bereits vor zwei Jahren zeigte eine Forschungsgruppe unter Leitung der Charité, dass die Kombinationstherapie mit den drei Wirkstoffen Elexacaftor, Tezacaftor und Ivacaftor für einen großen Teil der Patienten mit der Erbkrankheit Mukoviszidose wirksam ist. Sie verbessert die Lungenfunktion und Lebensqualität spürbar. Jetzt hat das Team um Prof. Dr. Marcus Mall, damaliger und aktueller Studienleiter, erstmals untersucht, inwiefern diese Therapie auch langfristig, das heißt über mindestens zwölf Monate hinweg, hilft.
Dafür haben die Forscher das Sputum, das Atemwegssekret, genauer betrachtet. „Bei Patienten mit Mukoviszidose ist der Schleim in den Atemwegen sehr zäh, weil er zu wenig Wasser enthält und die schleimbildenden Moleküle, die sogenannten Muzine, zu stark chemisch miteinander verklebt sind. Der daraus resultierende zähe Schleim verstopft die Atemwege, erschwert damit die Atmung und führt bei den Betroffenen zu einer chronischen bakteriellen Infektion und Entzündung der Lunge“, erklärt Prof. Mall, Direktor der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie, Immunologie und Intensivmedizin und des Christiane Herzog Mukoviszidose-Zentrums der Charité.Die Dreifachtherapie sorgt dafür, dass der Atemwegsschleim bei Mukoviszidose (grün in Abb. oben) weniger zäh ist. Credit: Laura Schaupp, Charité
Die Wissenschaftler zeigen in der aktuellen Studie, dass die Dreifachtherapie mit Elexacaftor, Tezacaftor und Ivacaftor bei Patienten mit Mukoviszidose, auch Cystische Fibrose genannt, dafür sorgt, dass das Atemwegssekret weniger zäh ist und die Entzündung und die bakterielle Infektion in der Lunge abnehmen. „Und das über die gesamte Dauer der Studie von einem Jahr. Das ist deshalb so bedeutsam, weil frühere Medikationen wieder zu einem Anstieg der Bakterienlast in den Atemwegen geführt hatten“, erläutert Dr. Simon Gräber, ebenfalls von der Charité und Co-Leiter der Studie. An dieser nahmen 79 Jugendliche und Erwachsene mit Mukoviszidose und einer chronischen Lungenerkrankung teil.
„Das ist ein toller Erfolg für die Behandlung der Cystischen Fibrose“, sagt Prof. Mall. „Gleichwohl können wir noch nicht von einer Normalisierung oder gar Heilung der Patienten sprechen. Chronische, über viele Jahre der Erkrankung entstandene Lungenveränderungen lassen sich leider nicht rückgängig machen.“ Für Betroffene mit einer fortgeschrittenen Lungenerkrankung bleiben deshalb etablierte Behandlungsansätze mit Inhalationen von schleimlösenden Medikamenten und Antibiotika sowie Physiotherapie wichtig.
„Wir werden weiterhin intensiv daran forschen, wie Therapien, die Mukoviszidose über die krankheitsverursachenden molekularen Defekte angreifen – wie die jetzt untersuchte Dreifachmedikation – noch effektiver werden können. Hierzu gehört insbesondere ein früher Therapiebeginn im Kleinkindalter mit dem Ziel, chronische Lungenveränderungen möglichst zu verhindern“, berichtet Prof. Mall. „Außerdem steht diese Therapie für rund zehn Prozent unserer Patienten aufgrund ihrer genetischen Voraussetzungen aktuell nicht zur Verfügung“, ergänzt Dr. Gräber. „Daher forschen wir auch mit Hochdruck an neuen molekularen Therapieansätzen, um alle Menschen mit Mukoviszidose effektiv behandeln zu können.“
Mukoviszidose oder Cystische Fibrose ist eine der häufigsten tödlich verlaufenden Erbkrankheiten weltweit. In Deutschland sind bis zu 8.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene davon betroffen. Die Wissenschaftler arbeiten daran, die Fehlfunktion des Schleims bei Mukoviszidose besser zu verstehen und neue schleimlösende Wirkstoffe zu entwickeln. Davon könnten dann ebenfalls Patienten mit häufigen chronisch-entzündlichen Lungenerkrankungen wie Asthma oder COPD profitieren.
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text verlinkt.
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