Bei einer Induratio penis plastica bleibt der Nutzen der Traktionstherapie unklar – die Studienlage sei zu dünn, urteilte jetzt das IQWiG. Dennoch sehen Experten Potenzial in der Behandlung der schmerzhaften Penis-Krümmung.
Induratio penis plastica (IPP), also verhärtetes Bindegewebe am Penis, kann im erigierten Zustand kann zu einer Verkrümmung oder zu einem Knick des Penis führen. Die Krankheitsursache ist nicht abschließend geklärt. Die Folgen können jedoch nicht nur die Sexualfunktion einschränken: Betroffene berichten häufig von psychischen Folgen und Beziehungsproblemen. Da es nur in drei bis 13 Prozent der Fälle zu einer spontanen Rückbildung kommt, soll die penile Traktionstherapie ein Fortschreiten der IPP verhindern, die Krümmung reduzieren und die Sexualfunktion wiederherstellen.
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersuchte nun den Nutzen der penilen Traktionstherapie im Vergleich zu anderen oder keiner Behandlung. Das Ergebnis: Aus den vorliegenden Studienergebnissen lässt sich kein Nutzen der Traktionstherapie ableiten. Es bleibt daher unklar, ob und wie gut die Traktionstherapie hilft. Da die bisherigen Studienergebnisse jedoch ein Potenzial und damit weiteren Forschungsbedarf andeuten, sollte man die Vor- und Nachteile der Traktionstherapie definitiv klären, so die Experten. Das IQWiG hat dafür im Vorbericht einen Vorschlag gemacht. Stellungnahmen zum Vorbericht sind möglich bis zum 31.07.2023.
Mangels wirksamer medikamentöser Therapien wird die Krümmung des Penis in der stabilen Phase zum Teil operativ behandelt, um die sexuelle Funktion wiederherzustellen. Allerdings können die Operationen selbst zu Funktionsstörungen, wie eine erektilen Dysfunktion führen. Bei der penilen Traktionstherapie dagegen wird der Penis mittels kontrollierter Dehnung mechanisch mithilfe von Stangen-Expander-Systemen gestreckt, um das Bindegewebe über verschiedene Prozesse auf zellulärer Ebene zu remodellieren und dadurch die Krümmung zu reduzieren.
Das IQWiG hat zwei randomisierte kontrollierte Studien (RCT) identifiziert, in denen die Traktionstherapie mit keiner Behandlung verglichen wurde. In einer dieser RCT zeigt sich nach einer dreimonatigen Traktionstherapie, dass die Behandlung eine Peniskrümmung reduzieren kann. Offen bleibt aber, ob dieser Effekt anhält. Auch zu anderen Zielgrößen wie Schmerzen, sexueller Funktion, Belastung durch Symptome und Nebenwirkungen liefern die Studiendaten keine eindeutigen Ergebnisse. Daten zur psychischen Beeinträchtigung und gesundheitsbezogenen Lebensqualität fehlen. Deshalb sind nach aktuellem Kenntnisstand insgesamt Vor- und Nachteile der penilen Traktionstherapie unklar.
Aus den Studienergebnissen lässt sich allerdings für die Traktionstherapie bei IPP ein Potenzial als erforderliche Behandlungsalternative ableiten: Derzeit steht für die Behandlung der IPP in Deutschland keine nachweislich wirksame konservative Therapie zur Verfügung. Die Traktionstherapie könnte eine Alternative für diejenigen Patienten darstellen, die noch nicht für eine chirurgische Behandlung infrage kommen, oder für Patienten, die einen invasiven Eingriff aufgrund der damit verbundenen Risiken ablehnen. Um den Nutzen der Traktionstherapie anhand aussagekräftiger Daten zu bewerten, soll nun eine zweiarmige, multizentrische RCT mit einjähriger Nachbeobachtung durchgeführt werden, so das IQWiG. Zu prüfen ist damit die Überlegenheit einer Traktionstherapie gegenüber keiner Behandlung.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Hier gehts zur Originalpubliaktion.
Bildquelle: Deon Black, unsplash.