Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) haben, einer neuen Studie zufolge, weitere Schattenseiten. Bei Patienten erhöhte sich das Risiko venöser Thromboembolien bis zum Gefäßverschluss signifikant. Apotheker sollten Patienten auf entsprechende Risiken hinweisen.
NSAR zählen zu den am häufigsten abgegebenen Präparaten in öffentlichen Apotheken. Patienten schätzen ihre schmerzlindernde, entzündungshemmende und fiebersenkende Wirkung. Demgegenüber stehen häufig Schädigungen der Magenschleimhaut. Entsprechende Nebenwirkungen schlagen bei gesetzlichen Krankenversicherungen mit Behandlungskosten von 125 Millionen Euro pro Jahr zu Buche. Neue Studien zeigen weitere Schattenseiten dieser Präparategruppe auf.
Patompong Ungprasert vom Bassett Medical Center und vom Columbia University College of Physicians and Surgeons, New York, wertete zusammen mit Kollegen die wissenschaftliche Literatur aus. Er fand sechs Studien mit insgesamt 21.401 venösen Thromboembolien (VTE). Schlucken Patienten NSAR, ist ihr VTE-Risiko um den Faktor 1,8 erhöht. Handelt es sich speziell um COX-2-Inhibitoren, lag dieser Faktor bei 1,99.
Warum NSAR häufiger zu VTE führen, konnte Ungprasert nicht ermitteln. Immerhin gibt es Hypothesen: Der Körper exprimiert in entzündeten oder geschädigten Geweben das Enzym Cyclooxygenase 2 (COX-2). Nichtsteroidale Antirheumatika hemmen COX-2 in unterschiedlichem Maße – besonders effizient wirken COX-2-Inhibitoren. Bereits vor mehr als zehn Jahren erkannten Forscher, dass entsprechende Arzneistoffe das arterielle Thromboserisiko erhöhen. Kurz darauf verschwand Rofecoxib (Vioxx®) mit Pauken und Trompeten vom Markt. Als entscheidenden Schritt bei VTE sieht Ungprasert, dass COX-2-Inhibitoren die Synthese von Prostazyklinen drosseln. Prostazykline wirken der Thrombozytenaggregation entgegen. Gleichzeitig kommt es zur Bildung von Thromboxan: einem Molekül, welches die Aggregation von Thrombozyten vermittelt. Schließlich wird die Gerinnungskaskade aktiviert. Wissenschaftliche Beweise für entsprechende Vermutungen fehlen noch. Momentan sprechen die Autoren lediglich von einer Korrelation.