Nachdem Reimporteure Arzneimittelchargen zurückrufen mussten, explodierte das Pulverfass. Kohlpharma und Orifarm stritten medienwirksam über die Frage, wer vom Skandal profitiert. Apotheker lässt das kalt – sie halten von Importquoten wenig.
Kein neues Thema: Kollegen forderten beim Deutschen Apothekertag einmal mehr, die „15/15-Regel“ gemäß Paragraph 129 SGB V endlich abzuschaffen. Sie argumentieren, gefälschte Arzneimittel seien über den Parallelhandel in legale Vertriebswege geraten. Ein entsprechender Antrag wurde mit großer Mehrheit angenommen. Als weitere Idee stand im Raum, den Vertriebsweg über technische Maßnahmen lückenlos zu verfolgen. Reimporteuren gefiel das gar nicht.
Kohlpharma entgegnete in einer Stellungnahme: „Pünktlich zum Deutschen Apothekertag und der Expopharm singt die ABDA ihr wohlbekanntes Lied von der Notwendigkeit der Abschaffung der Importquote.“ Neu sei die Begründung: „Standen im letzten Jahr noch Lieferengpässe und angeblich mangelnde Einsparungen im Vordergrund der Argumentation, nutzt man nun die Aktualitäten und wirft Importeuren vor, das Einfallstor für Fälschungen zu sein.“ In Zusammenhang mit Arzneimitteldiebstählen werden von Kohlpharma die Wettbewerber CC Pharma und Orifarm genannt. Standesvertreter bekommen ebenfalls ihr Fett ab. „Ansonsten glänzt DAV-Chef Becker durch erstaunliche Unkenntnis“, schreibt Kohlpharma mit Hinweis auf DAV-Forderungen. Laborprüfungen müsse der Hersteller leisten, nicht der Reimporteur.
Orifarm ließ es nicht dabei bewenden. „Wir haben etliche italienische Produktchargen zurückgerufen. Dennoch wird mediale Häme gegenüber Betroffenen, wie Kohlpharma sie kürzlich geäußert hat, nicht dafür sorgen, dass organisierte Kriminalität vor Firmenschildern Halt macht“, so der frühere Geschäftsführer Ansgar Eschkötter. Er forderte die Branche zu mehr Geschlossenheit auf: „Bei Medikamentendiebstahl und Manipulation dürfen keine Kompromisse gemacht werden.“ Sicherheit müsse vor wettbewerblichen Interessen stehen, so Eschkötter.
Kohlpharma wehrte sich gegen die Kritik, aus wettbewerblichen Interessen deutlich Position gegen auffällig gewordene Importeure zu beziehen. Die von Orifarm geforderte „Geschlossenheit“ der Branche beim gemeinsamen Kampf mit Herstellern, Großhändlern und Apotheken gegen Fälschungen in der legalen Lieferkette setze voraus, dass sich alle an geschriebene und ungeschriebene Gesetze der Branche hielten, etwa bei Einkaufsentscheidungen. „Hier wäre Handeln gefragt gewesen, bevor das Vertrauen und der Ruf einer ganzen Branche geschädigt wird“, so Kohlpharma weiter. Ein Ende des Konflikts zeichnet sich nicht ab. Im Saarland ist das Werfen von Steinen im Glashaus offensichtlich Teil des Goldenen Sportabzeichens.