Diabetiker haben häufig auch kardiologische Probleme. Eine Studie zeigt nun einen signifikanten Zusammenhang zwischen Diabetes und einem AV-Block Grad III. Lest hier die Details.
Menschen mit Diabetes weisen ein erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen auf. Ein Zusammenhang zwischen Vorhofflimmern und einer Diabetes-Erkrankung wird schon seit längerem beobachtet. Im Jahr 2021 konnte beispielsweise die Swiss-AF-Studie zeigen, dass Menschen mit einem bestehenden Diabetes mellitus häufiger ohne jegliche Symptome an Vorhofflimmern litten, als Personen ohne Diabetes.
Zusätzlich zeigte die durchgeführte Untersuchung, dass Menschen mit Diabetes eine schlechtere Lebensqualität hatten und häufiger von Begleiterkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Wahrnehmungsstörungen betroffen waren. Auch das Risiko für einen plötzlichen Herztod ist bei einem bestehenden Diabetes erhöht. Es mehren sich die Hinweise, dass Diabetiker auch ein erhöhtes Risiko für einen atrioventrikulären Block Grad III (AV-Block III) haben.
Im Jahr 2005 erschien unter anderem die Studie von Mohammad-Reza Movahed et al. Das Studienteam beschrieb einen signifikanten Zusammenhang von einem Diabetes und einem AV-Block Grad III. Ein möglicher Mechanismus könnte sein, dass der Typ-2-Diabetes die Funktion der elektrischen Bahnen im Herzen und die Kardiomyozyten schädigt. Diese Vermutung konnte in großen Studien bislang nicht bestätigt werden. Die aktuell im European Heart Journal erschienen Studie von Haxha et al. geht genau dieser Fragestellung nach.
Es handelt sich um eine landesweite Fallkontrollstudie. Diese umfasst die Daten und Baseline-Charakteristiken von Patienten > 18 Jahren, die zwischen Juli 1995 und Dezember 2018 einen AV-Block Grad III entwickelt haben. Gesammelt wurden die Daten aus dänischen Registern. Mittels Cox-Regressionsmodellen wurde das Risiko einen AV-Block III zu entwickeln mit Geschlecht, Alter, zeitabhängiger Exposition und zeitabhängiger Kovariaten für jede Untergruppe durchgeführt. Zudem wurden fünf Kontrollen aus dem Risikosatz jeden Falles von einem AV-Block III nach Alter, Geschlecht, Typ-2-Diabetes, arterieller Hypertonie, Vorhofflimmern, Herzinsuffizienz und Herzinfarkt abgeglichen und ein Coy-Regressionsmodell mit zeitabhängiger Exposition und zeitabhängigen Kovariaten für jede Untergruppe durchgeführt. Insgesamt wurden 25.995 Fälle mit einem AV-Block III mit 130.004 Kontrollen abgeglichen. Im Durchschnitt waren die Patienten 76 Jahre alt. In 62 % handelte es sich um Männer.
Im Vergleich zur Kontrollgruppe hatten die Fälle mit einem AV-Block Grad III häufiger einen Typ-2-Diabetes (21 % versus 11 %), eine arterielle Hypertonie (69 % versus 50 %), Vorhofflimmern (25 % versus 10 %), eine Herzinsuffizienz (20 % versus 6,3 %) und einen Myokardinfarkt (19 % versus 9,2 %). In der Cox-Regressionsanalyse, bereinigt um Komorbiditäten und atrioventrikuläre Knotenblocker war der Typ-2-Diabetes signifikant mit einem AV-Block Grad III assoziiert (Hazard-Ratio: 1,63, 95 %-KI: 1,57-1,69). Dieser Zusammenhang blieb auch in den Untergruppenanalysen mit Erkrankungen, bei denen ebenfalls ein erhöhtes Risiko für einen AV-Block Grad III vorlag bestehen.
Es zeigte sich eine signifikante Wechselwirkung mit anderen kardialen Komorbiditäten wie der arteriellen Hypertonie, Vorhofflimmern, einer Herzinsuffizienz und einem Herzinfarkt. Ein Vorteil der Studie sind sicherlich die hohen Patientenzahlen, wobei zu bedenken ist, dass es sich um eine Fall-Kontroll-Studie handelt. Dieser Studientyp ist im Allgemeinen anfällig für Verzerrungen. Weitere Studien zu diesem Thema wären somit wünschenswert.
Die aktuelle Studie konnte zeigen, dass ein Diabetes mellitus ein Risikofaktor für einen AV-Block Grad III zu sein scheint. Menschen mit Typ-2-Diabetes sollten regelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen, um Herzrhythmusstörungen möglichst früh zu erkennen und adäquat behandeln zu können. Die Schwelle für die Durchführung eines EKG bei Diabetikern sollte niedrig gehalten werden, vor allem wenn es zu Symptomen wie Schwindel oder Synkopen kommt.
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