Auf den ersten Blick können sich ein Morbus Crohn und ein Reizdarmsyndrom in ihrer Symptomatik ähneln – beide Erkrankungen äußern sich oft durch chronischen oder wiederkehrenden Durchfall und/oder unklare Bauchschmerzen. Da beim Morbus Crohn ein frühes Erkennen der Erkrankung mit zeitiger Therapie und besserem Outcome für Betroffene einhergeht, sollte die Diagnose möglichst ohne großen Zeitverlust erfolgen.1
Um Warnsignale für einen frühen Morbus Crohn auszumachen, hat eine Forschungsgruppe einen „Red-Flag-Score“-Fragebogen ausgearbeitet. Um den Fragebogen zu entwickeln, haben die Autor*innen klinische Daten von MC-Patient*innen (Diagnose vor ≤ 18 Monaten) mit den Daten von Gesunden und Reizdarm-Patient*innen verglichen. Ihre Analyse führte zu 8 Patientenmerkmalen und Symptomen, bei deren Vorliegen in Kombination mit unspezifischen gastrointestinalen Symptomen wahrscheinlich ein Morbus Crohn vorliegt.1
Tabelle 1: Red-Flags-Fragebogen bei Verdacht auf Morbus Crohn. In jeder Zeile ist das ermittelte Ergebnis (Ja = 1, Nein = 0) mit dem gerundeten Koeffizienten zu multiplizieren. Bei einem Red-Flags-Score ≥ 8 ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Morbus Crohn vorliegt, gegenüber Gesunden und gegenüber Patient*innen mit funktionellen gastrointestinalen Störungen erhöht. Mod, nach 1,2.
Zutreffend?
Nächtlicher Durchfall
Darüber hinaus identifizierten die Autoren 8 weitere Warnzeichen, die häufiger beim Morbus Crohn als beim Reizdarmsyndrom auftraten und bei der Differentialdiagnostik zusätzlich eine Rolle spielen könnten. Diese waren:1
In einer späteren Validierungsstudie mit geringen Fallzahlen zeigte sich zwar, dass allein der Red-Flags-Fragebogen Morbus Crohn Patient*innen nicht mit ausreichender Treffsicherheit identifizieren konnte. Der negative Vorhersagewert (NPV) war mit 96 % jedoch hoch. Patient*innen, bei denen kein Morbus Crohn vorlag, konnten somit relativ zuverlässig ermittelt werden. In Kombination mit einem fäkalen Calprotectin-Wert (≥ 250 ng/g) ließ sich außerdem der positive Vorhersagewert (PPV) deutlich steigern.2
Der Red-Flags-Score ersetzt keine vollständige CED-Diagnose. Als Screeninginstrument, z. B. in der hausärztlichen Praxis, scheint er in Verbindung mit dem fäkalen Calprotectin-Wert jedoch gut geeignet zu sein, um Patient*innen mit der Verdachtsdiagnose Morbus Crohn früh einer weitergehenden Diagnostik zuzuführen – insbesondere, wenn die Differenzierung zwischen funktionellen Störungen wie einem Reizdarmsyndrom und CED schwerfällt.1,2
Die vollständige Publikation zur Entwicklung des Red-Flags-Fragebogens bei Morbus Crohn können Sie hier einsehen.
Die Validierungsstudie finden Sie unter diesem Link.
Referenzen