Eine gesunde, ausgeglichene Haut verursacht in der Regel keine Probleme. Doch die Realität in meiner Hautarztpraxis sieht anders aus. Diese Tipps könnt ihr euren Patienten mitgeben.
Immer wieder kommen Patienten präventiv in unsere digitale Sprechstunde und fragen nach der „richtigen Hautpflege“ oder ihrem Hauttyp. Dabei meinen sie in der Regel nicht den Hauttyp nach Fitzpatrick (genetisch determinierter Typ I-VI), sondern den Hautzustand – eine Momentaufnahme des Feuchtigkeitszustands bzw. Fettgehalts auf der Haut. Der Hautzustand wird in vier Gruppen unterschieden: trocken (Xerodermie), fettig (seborrhoisch), normal (Eudermie) oder eine Kombination aus trocken und fettig (Mischhaut). Statistisch dominiert die Eudermie, gefolgt von der Xerodermie. In unserer Praxis finden wir eine andere Datenlage: Ein fettiger Hautzustand tritt deutlich häufiger auf, als ein trockener Hautzustand – da uns viele Patienten mit Akne kontaktieren. Wichtig zu beachten: Der Hautzustand im Gesicht kann vom restlichen Körper differieren, da das Gesicht eine höhere Aktivität und Dichte von Talgdrüsen hat.
Im Laufe der Jahre kann sich der Hautzustand (temporär) verändern, deshalb, spricht man vom Hautzustand. Nicht nur die genetische Veranlagung ist zur Bestimmung von Relevanz, sondern auch innere Faktoren, wie der weibliche Zyklus, hormonelle Störungen, Stress oder Nikotinkonsum. Aber auch äußere Einflüsse wie die Temperatur, falsche Pflegeprodukte und Chemikalien können Hautprobleme auslösen. So fällt die Wahl der Pflege aufgrund der unterschiedlichen Hautzustände unterschiedlich aus. Dabei ist der Hauttyp (also die Hautpigmentierung) unwesentlich bei der Auswahl der Pflegepodukte.
Besonders beachtet werden müssen hier zusätzlich chronische Hauterkrankungen wie die Rosazea, Psoriasis, atopische Dermatitis oder weitere chronische Dermatosen, die Einfluss auf den Hautzustand haben.
Die Haut eines jungen Menschen kann meist als „normal“ bezeichnet werden. Sie ist weich, gut durchblutet, kleinporig und faltenfrei, weist keine oder kaum Unreinheiten auf und hat feine Poren. Durch einen ausreichenden und angemessenen Hydrolipidfilm ist die Haut effektiv geschützt und zeigt eine geringere Empfindlichkeit gegenüber Umwelteinflüssen. Zudem wird verhindert, dass die Haut zu trocken oder zu fettig wird.
Normale Haut sollten mit einem einfachen Reinigungsgel oder einer Reinigungsmilch gepflegt werden (sofern zwischenzeitlich zu viel Talg produziert wird). Es eignen sich Cremes mit ausgewogenem Fett- und Feuchtigkeitsanteil, wobei im Sommer leichte Feuchtigkeitscremes besser geeignet sind als im Winter. Hier setzt man auf fettreichere Präparate.
Das Hauptziel der Pflegekosmetik sollte bei normaler Haut darin bestehen, den Hautzustand aufrechtzuerhalten. Externe Faktoren oder ungeeignete Kosmetikprodukte können schnell zu Veränderungen führen und die Haut in einen anderen Zustand überführen.
Trockene Haut zeichnet sich äußerlich durch raue Stellen und leichte Schüppchen aus. Es können sich rote Flecken abzeichnen und zu Symptomen führen, wie Juckreiz und einem Brenngefühl. Die Poren sind sehr klein, es gibt selten Mitesser. Durch das Kratzen und leichte Einreißen der Haut können – verursacht durch Trockenheit – kleine Verletzungen entstehen und Erreger eindringen. Auch ist die Haut bei UV-Strahlung sehr empfindlich. Die Xerosis kommt durch eine zu geringen Talgdrüsensekretion zustande bzw. übermäßige Entfettung der Haut.
Die Haut kann prinzipiell am gesamten Körper oder nur lokal, z. B. an den Händen oder im Gesicht trocken sein. An trockener Haut leiden allein in Deutschland über 10 Millionen Menschen, besonders betroffen sind Kinder und ältere Menschen, da die Talgdrüsenproduktion in diesen Lebensphasen weniger stark ist. Die Xerosis cutis ist zudem ein Leitsymptom, das auch bei nicht-dermatologischen Erkrankungen (z.B. neurologischen oder internistischen Erkrankungen) auftreten kann.
Da trockene Haut sowohl akut als auch chronisch auftreten kann, sollte die tägliche Pflegeroutine an die Bedürfnisse der Haut angepasst werden. Es wird empfohlen, dass die Haut regelmäßig und insbesondere nach dem Duschen eingecremt wird. Meist entwickelt sich dieser Hautzustand ab dem 40. bis 50. Lebensjahr. Bei Personen mit fett-feuchter Haut kann der Prozess länger dauern. Dann spricht man von Altershaut, bzw. reifer Haut.
Zu empfehlen sind hier allergenarme und rückfettende Produkte. Je trockener die Haut, umso höher sollte der Lipidgehalt (z. B. Wasser- in-Öl-Formulierung) des Pflegeproduktes sein. Dazu eignen sich besonders gut Fettcremes oder Salben. Zusätzlich sollten weitere Symptome, wie z. B. eine Schuppung oder Rötung der Haut bei der Wahl des Pflegeproduktes berücksichtigt werden. Ceramidhaltige Produkte bieten eine gute Basis. Bereits bei einer einmaligen Anwendung einer ceramidhaltigen Feuchtigkeitscreme zeigte eine Studie bei älteren Patienten eine erhöhte Hautfeuchtigkeit und eine Besserung des transepidermalen Wasserverlustes.
Eine gute Rückfettung erfolgt u. a. durch Öle. Sie bilden eine schützende Schicht auf der Haut und beugen einer Verdunstung von Flüssigkeit aus den oberen Zellschichten vor. Reine Öle können aber auch komedogen wirken und zu Hautunreinheiten führen. Aus diesem Grund ist eine Mischung verschiedener Fette in einer Creme geeignet. Diese besteht sowohl aus einer wässrigen (hydrophilen) – als auch öligen bzw. fetten (lipophilen) Komponente. Die Textur der Creme zieht schneller in die Haut ein und hinterlässt je nach Zusammensetzung einen schützenden Film auf der Hautoberfläche.
Die Hautpflege sollte an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden. Bei einer stark schuppenden Haut kann z. B. neben der rückfettenden Komponente zusätzlich ein harnstoffhaltiges Präparat gewählt werden. Grundsätzlich sollte die Haut täglich eingecremt werden.
Der fettige Hautzustand zeigt sich mit dicker, kräftiger und grobporiger sowie fettglänzender Haut, die mit Mitessern (Komedonen) gefüllt ist und ein grobporiges Erscheinungsbild hat. Jede zweite Frau zwischen 20 und 40 Jahren leidet unter fettiger Haut.
Die Entstehung von fettiger Haut ist auf eine gesteigerte Sekretion der Talgdrüsen zurückzuführen. Diese Drüsen produzieren eine sebaziöse Substanz, die die Haut schützt und schmiert. Bei erhöhter Talgproduktion sammelt sich dieses Sekret auf der Haut an und führt zur fettigen Beschaffenheit der Haut.
Die Ursachen für eine gesteigerte Talgproduktion sind nicht vollständig geklärt. Hormonelle Veränderungen (wie in der Pubertät), und genetische Veranlagungen gelten als mögliche Faktoren. Aber auch Stress, Ernährung und Umweltfaktoren können die Talgproduktion erhöhen.
Die Talgproduktion wird bei beiden Geschlechtern durch Androgene erhöht, während Östrogene sie reduzieren. Eine erbliche Überempfindlichkeit der Talgdrüsen gegenüber Androgenen kann ebenfalls zur Entstehung von fettiger Haut beitragen. Eine Verhornungsstörung im Bereich der Follikelausgänge kann den Talgfluss zusätzlich behindern, was zu weiteren Hautproblemen führt. Mikrobielle Zersetzung von körpereigenen Stoffen sowie als komedogen bezeichnete Substanzen in ungeeigneten Hautpflegeprodukten können die Verhornung anregen und die Talgansammlung verstärken.
Der fettige Hautzustand bietet eine erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen externe Faktoren und reduziert die Entstehung kleiner Knitterfalten. Von unreiner Haut betroffen sind das Gesicht, der Rücken- und Dekolletébereich, da hier besonders viele Talgdrüsen sind.
Die fett-feuchte Haut sollte mit entfettenden Mitteln ausgeglichen werden, um einen normalen Hautzustand zu erzeugen. Bei der falschen Pflege mit fetthaltigen Präparaten kann eine Akne begünstigt werden. Hier eignet sich ein Feuchtigkeitsgel oder -fluid als Tagespflege und ein Pflegeprodukt mit z. B. chemischen Peelings (AHA/ BHA) wie u. a. Salicylsäure, um die Talgbildung zu regulieren. Es sollte auf eine Komposition geachtet werden, die die Haut nicht übermäßig austrocknet, da dies zu einer kompensatorischen Hyperseborrhö führen kann. Viele wirksame Produkte sind mit dem Begriff „nicht-komedogen“ gekennzeichnet.
Die Mischhaut kennzeichnet sich durch fett-feuchte Hautstellen mit abwechselnd normalen oder trocken-fettarmen Hautarealen. Die T-Zone, also die Haut an der Stirn und im Bereich zwischen Nase und Kinn neigt dabei zu fett-feuchten Stellen. An den Wangen ist die Haut fettarm-trocken. Je nach Ausprägung der einzelnen Zonen, können diese separat mit unterschiedlichen Produkten gepflegt werden. Dabei können die trockenen Partien wie bei einer Xerodermie und die fettigen Partien wie bei einer Seborrhoe behandelt werden. Der Übergang zwischen den verschiedenen Hautzuständen ist fließend, dazwischen befindet sich häufig eine normale Haut.
Auch die Mischhaut geht mit zunehmendem Alter in einen fettarm-trockenen Hautzustand über.
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