Es sind mehr neue Antibiotika in der Pipeline als noch vor 10 Jahren, zeigt ein aktueller Bericht. Im Vergleich zu anderen Medikamenten ist das aber noch nicht genug.
Ein Bericht von Forschern der University of Queensland hat davor gewarnt, dass trotz vielversprechender Entwicklungen bei neuen Antibiotika eine globale Krise der Antibiotikaresistenz unvermeidlich ist. Das Centre for Superbug Solutions am Institut für Molekulare Biowissenschaften der Universität Queensland beobachtet die klinische Pipeline seit mehr als einem Jahrzehnt, und die jüngste Momentaufnahme zeigt 62 neue Antibiotika in der Entwicklung.
Prof. Mark Blaskovich sagt, es sei ermutigend, dass 34 davon auf Strukturen basierten, die bisher nicht als Antibiotikum verwendet wurden. „Das bedeutet, dass das entstehende Medikament weniger wahrscheinlich eine bestehende Resistenz bei den Bakterien hervorruft und dass es möglicherweise länger dauert, bis sich eine Resistenz entwickelt“, so Prof. Blaskovich. „Aber im Vergleich zu anderen Medikamentenklassen, bei denen die Pharmaunternehmen mehr Gewinn machen, ist das Glas immer noch halb leer.“ 62 neue Antibiotika in der Entwicklung seien immer noch sehr wenig im Vergleich zu den fast 2.000 in der Pipeline befindlichen Krebsmedikamenten. „Wir sind immer noch nicht da, wo wir angesichts der Dringlichkeit der Situation sein müssten.“
Die Zahl der arzneimittelresistenten Infektionen nimmt weiter zu. Ein Bericht aus dem Jahr 2022 zeigt, dass im Jahr 2019 weltweit 1,27 Millionen Todesfälle direkt auf resistente Bakterien zurückzuführen waren und weitere 4,9 Millionen Todesfälle damit in Zusammenhang standen.
Prof. Blaskovich erklärt, dass wichtige Finanzierungsinitiativen wie der Combating Antibiotic-Resistant Bacteria Biopharmaceutical Accelerator (CARB-X) in den frühen Phasen der Antibiotika-Pipeline eine gewisse Wirkung zu zeigen scheinen, da sich die Zahl der Kandidaten in der ersten Phase der klinischen Prüfung im Vergleich zur ersten Analyse im Jahr 2011 fast verdoppelt hat.
„Es werden jedoch neue Anreize benötigt, damit es für Pharmaunternehmen finanziell rentabel ist, neue Antibiotika in die späteren Phasen der klinischen Prüfung zu bringen“, so Prof. Blaskovich. „Dazu gehört das Netflix-ähnliche Abonnementmodell, das kürzlich in Großbritannien getestet wurde und bei dem die Regierung für den Zugang zu einem Antibiotikum unabhängig von der Menge bezahlt.“
Das bedeutet, dass das Pharmaunternehmen weniger am Umsatzvolumen interessiert ist und eher in die Entwicklung neuer Behandlungen investiert. Blaskovich: „Außerdem werden die Ärzte davon abgehalten, Antibiotika übermäßig zu verschreiben, was zu Resistenzen führt.“ Den Forschern zufolge gibt es auch Hoffnung für nicht-antibiotische Ansätze zur Bekämpfung von Infektionen. „Es gibt ein neues Interesse an Impfstoffen, insbesondere an mRNA-Technologien, die sich als unglaublich wirksam erwiesen haben – und im Gegensatz zu Antibiotika lukrative Produkte für Pharmaunternehmen sein können“, sagt Prof. Blaskovich.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der University of Queensland. Die Originalpublikation haben wir euch im Text und hier verlinkt.
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