Energydrinks werben mit Taurin auf ihrer Zutatenliste. Die Aminosäure soll körperlich und geistig leistungsfähiger machen. Ein kleiner Refresher aus Apothekersicht.
Was ist eigentlich dieses Taurin in Energydrinks? Es handelt sich um eine organische Säure (Aminosulfonsäure), die in Ochsengalle entdeckt wurde. Der Name Taurin kommt von griechisch taũros (ein männliches geschlechtsreifes Rind wird Stier oder Bulle genannt und Ochse, wenn es kastriert wurde).
Taurin ist ein Abbauprodukt der Aminosäure Cystein. Aminosäuren sind chemische, auf Kohlenstoffatomen basierende Verbindungen, die sowohl eine Amino- als auch eine Carboxygruppe besitzen. Mehrere Aminosäuren zusammen ergeben Proteine. Zusammen mit Cholsäure, der primären Gallensäure, die in der Leber aus Cholesterin gebildet wird, bildet Taurin die Taurocholsäure. In dieser Form wird sie in der Galle ausgeschieden.
Der Körper bildet Taurin im Normalfall in ausreichender Menge – außer bei Säuglingen. Auch Katzen können übrigens kein Taurin bilden, weshalb Fertigfutter für Katzen mit Taurin angereichert sind. Im Körper hat Taurin verschiedene Funktionen. Neben der Bindung der Cholsäure stabilisiert sie die Herzfunktion, ist wichtig für die Entwicklung des Nervensystems und kann die Funktionen des Nervensystems beeinflussen. Ein Mangel an Taurin kann außerdem das Immunsystem beeinträchtigen, zu Sehverschlechterungen mit Schädigung der Netzhaut führen und Probleme beim Herzmuskel verursachen. Eine Leistungssteigerung – wie sie Taurin nachgesagt wird – ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen.
Neben der Anwendung als Futtermittelzusatz wird Taurin zur Herstellung von waschaktiven Substanzen und als Zusatzstoff in Energydrinks verwendet. Eine Supplementierung von Taurin könnte sich positiv auf den Stoffwechsel und Entzündungen auswirken, wie erste klinische Untersuchungen gezeigt haben. Es ist aber unklar, ob der Taurinspiegel auch eine Rolle bei Alterungsprozessen spielt.
Im Alter sinkt die Konzentration an Taurin im Blut um mehr als 80 Prozent. Es wurde in einer Studie untersucht, ob das Absinken des Taurinspiegels zur Alterung beiträgt oder ob es eine Folge davon ist. Männliche und weibliche Mäuse lebten um 10 bis 12 Prozent länger als die Kontrolltiere, wenn man ihnen ab einem mittleren Alter bis zum Lebensende Taurin zufütterte. Auch ihre Gesundheit war dadurch besser. Bei Menschen gingen laut der aktuellen Studienlage niedrige Taurinkonzentrationen mit Übergewicht, Typ-2-Diabetes, hohen Glucose- und Cholesterinwerten einher. Körperliche Bewegung erhöht den Taurinspiegel. Möglicherweise sind positive Effekte, die Sport auf den Körper hat, durch Taurin verursacht.
Es kann also sein, dass Taurin eine Substanz ist, die Anti-Aging-Effekte hat. Allerdings sind die Risiken der Supplementation noch zu prüfen. Von Selbstversuchen wird aufgrund der schlechten Datenlage und der nicht untersuchten Risiken noch abgeraten.
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Bildquelle: Kilian Seiler, Unsplash