Die Stuhltransplantation oder Fäkale Mikrobiota Transplantation (FMT) via Endoskop (Koloskopie, Gastroskopie) oder oraler Gabe eines verkapselten Mikrobioms1 ist ein schon sehr altes Heilverfahren, welches bereits im 4. Jahrhundert bei Durchfallerkrankungen angewendet wurde.2
In Deutschland war das Einsatzgebiet der FMT außerhalb individueller Heilversuche und klinischer Studien bisher auf die Behandlung der wiederkehrenden Clostridium-difficile-Infektion (rCDI) beschränkt. Die Therapieerfolge bei dieser Indikation sind mittlerweile unumstritten. Deshalb stellt die FMT heute die Therapie der Wahl bei einer rCDI dar.1
Bisher gibt es nur gesicherte Evidenz aus zahlreichen randomisierten Studien für die rCDI.1 Für andere Erkrankungen, die durch Veränderungen in der Darmmikrobiota gekennzeichnet sind, wie Colitis ulcerosa (CU), Morbus Crohn (CD), das Reizdarmsyndrom (IBS) und das metabolische Syndrom, wird daher zurzeit noch geforscht.3,4 Die Erkenntnisse aus Forschungen zur FMT bei rCDI können allerdings nicht eins zu eins auf andere Krankheiten übertragen werden. Beispielsweise konnte an unter CU leidenden Patient:innen durch eine FMT ein kurzfristiger therapeutischer Erfolg in Form einer Remission, allerdings keine langanhaltende Wirkung, erreicht werden.5 Im Gegensatz dazu war die Anwendung einer FMT bei CD weniger erfolgreich6 und zum IBS gibt es bisher nur eine kleine und widersprüchliche Datenlage.4
Bei diesen Erkrankungen handelt es sich oftmals um chronische Erkrankungen, die bereits über Jahre bestehen – so auch bei der Adipositas. Die ersten Hinweise, dass eine Stuhltransplantation Einfluss auf das Körpergewicht haben könnte, stammen hauptsächlich aus FMT-Behandlungen bei rCDI: bei schlanken Patient:innen, die Spenderstuhl von einer an Übergewicht leidenden Person erhielten, wurde nach der FMT eine unerwartete Gewichtszunahme beobachtet. Dies führte zu der Hypothese, dass Stuhltransplantationen von an Adipositas Leidenden zu einem erhöhten BMI führen könnten.7 Dennoch gibt es bis heute keine klinischen Studien, die einen direkten Zusammenhang einer FMT und dem Körpergewicht zeigen konnten.3,8 Daher ist noch fraglich, ob eine einmalige Veränderung des Mikrobioms durch eine FMT, einen bei chronischen Erkrankungen notwendigen langfristigen Einfluss auf die Empfänger haben kann.1,5 Weitere Faktoren (u.a. Mikrobiota des Spenders, mikrobielle Vielfalt des Empfängers, Entzündungslast des Empfängers, FMT-Vorbereitungsverfahren/Verabreichungsweg und -häufigkeit) scheinen eine Rolle zu spielen.4
Weiterhin ist nach wie vor Gegenstand der Forschung welche genaue Zusammensetzung ein Stuhltransplantat aufweisen muss, um eine therapeutische Wirkung zu erzielen.
Fest steht, dass das Darmmikrobiom eine wichtige Rolle bei vielen physiologischen Vorgängen und Stoffwechselprozessen spielt und diese beeinflussen kann. Wie im Detail diese Modifikationen durch die Darmmikrobiota in Bezug auf verschiedene (chronische) Erkrankungen, wie beispielsweise auf Adipositas und das metabolische Syndrom aussieht, ist noch Gegenstand der aktuellen Forschung.3,9
In Deutschland wird im Arzneimittelgesetz (AMG) das Stuhltransplantat als Arzneimittel eingestuft.10 Die Aufbereitung des Spenderstuhls gilt in diesem Falle als individuelle Arzneimittelzubereitung und benötigt nur dann keine vorgeschriebenen Herstellungserlaubnis, wenn der/die verantwortliche Arzt/Ärztin persönlich beteiligt ist.11
Die Wissenschaft erforscht in den letzten Jahren intensiv die Bedeutung der Darmmikrobiota und wie wir durch Modulation dieser einen Einfluss auf andere Erkrankungen nehmen können. Es werden immer mehr Erkenntnisse darüber erlangt, wie die Darmmikrobiota durch den Einsatz einer FMT beeinflusst werden kann. Dennoch steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest, ob dieses Verfahren neben der Behandlung einer chronischen C.-difficile-Infektion auch bei anderen Indikationen effektiv ist, sodass noch weitere Forschung notwendig ist, um die Rolle der FMT als potentielle Therapieoption bei Adipositas zu verstehen.3
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