Eine Infektion mit dem humanen Papillomvirus erhöht das Risiko für Zervixkarzinome – so weit, so bekannt. Wie aber sieht es bei einer Zystitis aus?
In Deutschland sterben jährlich etwa 1.600 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Insgesamt lässt sich in der Statistik über Jahre ein deutlicher Rückgang der Fallzahlen beobachten, besonders im Vergleich zu Ländern, in denen keine Präventions- und Früherkennungsmaßnahmen angeboten werden. Umso wichtiger also, diese Angebote auszuweiten bzw. überhaupt zu etablieren. Dafür ist es essenziell, Faktoren zu bestimmen, die eine Krebserkrankung begünstigen. Eine aktuelle Studie tut genau das und beschäftigt sich mit der Frage, ob ein Zusammenhang zwischen Zervixkarzinomen und urogenitalen Infektionen, wie einer Zystitis, besteht.
Schwedische Forscher führten von 2002–2018 eine Kohortenstudie durch, die auf nationalen Registerdaten von 4.120.557 Frauen im Alter ≥ 15 Jahren beruht. Eingeschlossene Outcomes waren Gebärmutterhalskrebs und In-situ-Karzinome, erfasst im Swedish Cancer Register. Hauptprädikatoren waren urogenitale Infektionen, also Blasenentzündungen, Vaginosen und (Candida-)Vulvovaginitis. Die Ergebnisse wurden um mögliche Störfaktoren – andere Genitalinfektionen (z. B. Zervizitis, Salpingitis, Herpes genitalis), Schwangerschaften und Soziodemografie – bereinigt.
Es zeigt sich: Die Krebsraten waren bei einer vorangegangenen Vaginose (HR: 1,31; 95%-KI: 1,15 und 1,48) und Zystits (HR: 1,22 (95%-KI: 1,16 und 1,29) erhöht. Eine Vaginose war außerdem mit In-situ-Karzinomen assoziiert, eine inverse Assoziation bestand bei Vulvovaginitis und Gebärmutterhalskrebs. Ein zeitlicher Zusammenhang mit dem Auftreten von Zervixkarzinomen wurde bei Vaginose und (umgekehrt) bei Vulvovaginitis, nicht aber bei Zystitis beobachtet. Insgesamt lag die Inzidenzrate für Gebärmutterhalskrebs bei einer Nachbeobachtungszeit von 39 Millionen Personenjahren bei 1,2 (95%-KI: 1,1–1,2) pro 10.000 Personenjahre. Die Fallzahle eines Zervixkarzinoms in situ war mehr als zehnmal so hoch.
Die Autoren folgern, dass einige Infektionen mit Gebärmutterhalskrebs assoziiert sind, eine Zystitis jedoch nicht dazu gehört. Sie weisen darauf hin, dass weitere Forschung nötig sei, um diesen Kausalzusammenhang genauer zu verstehen, betonen aber die Bedeutung von Vorsorgeuntersuchungen. Insbesondere Patientinnen, die unter Vaginosen leiden, sollten auf Präventionsmaßnahmen, wie HPV-Impfungen und Krebsscreenings, hingewiesen werden.
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