Binden, Menstruationstassen oder doch lieber Tampons? In Sachen Periodenartikel hat Frau die Qual der Wahl. Doch welches Menstruationsprodukt hat die Nase vorn? Das untersuchte jetzt eine Studie – und sie fand einen überraschenden Sieger.
Mit Flügel, extra lang und ultra-saugstark – diese Worte finden sich auf vielen Menstruationsprodukten. Dabei sieht man in der Werbung häufig eine hellblaue Flüssigkeit in die das Tampon getaucht wird, oder die auf die Binde getropft wird. Das könnte weiter von der Realität nicht sein. Und doch laufen üblicherweise Tests von Periodenprodukten genau so ab. Hier wird kein menschliches Blut, sondern andere Flüssigkeiten (üblicherweise Wasser oder Kochsalzlösung) verwendet. Wissenschaftlerinnen testeten jetzt in einer Studie die Aufnahmefähigkeit von Periodenprodukten mit abgelaufenen Blutkonserven.
In Deutschland leiden laut der AOK circa 9–14 % der Frauen unter starken Regelblutungen. Eine Diagnose, die häufig anhand dessen Diagnostiziert wird, wie hoch der Verbrauch an Periodenprodukten ist. Damit geht ein Blutverlust von über 80 ml einher. Das richtige Menstruationsprodukt ist dabei wichtig, denn das Wechseln eines Tampons ist nicht immer möglich, insbesondere Unterwegs. Ein Tampon, das zu lange verwendet wird, oder ungewaschene Hände beim Wechseln, können außerdem das Toxic Shock Syndrome auslösen. Aber es gibt auch alternativen: Menstruationstassen und -Scheiben finden immer mehr Anklang, da sie auch in Sachen Müllproduktion die Nase vorn haben. Ob diese Produkte in ihrer Aufnahmefähigkeit mit Binde und Co. Mithalten können, testeten jetzt Wissenschaftlerinnen aus den USA.
Hierfür verwendeten die Forscher abgelaufene Blutkonserven mit menschlichem Blut und verglichen insgesamt 21 Menstruationsprodukte – darunter Tampons, Binden, Menstruationstassen und Menstruationsscheiben – im Hinblick auf ihre Aufnahmefähigkeit von Periodenblut. Darunter waren auch Binden und Tampons mit unterschiedlicher Saugfähigkeit.
Am besten schnitten in ihrer Studie die Menstruationsscheiben ab. Die fünf getesteten Modelle von unterschiedlichen Herstellern fassten im Durchschnitt ein Volumen von 61 ml und einzelne Modelle bis zu 80 ml. Das geringste gemessene Volumen nahmen hingegen mit durchschnittlich 2 ml die drei getesteten Periodenunterwäschen auf. Altbewährte Tampons und Binden lagen im Mittelfeld, wobei ihr Aufnahmevermögen von der Art des Produktes abhing; im Schnitt lagen diese bei 20–50 ml.
Die Studienautorinnen merkten an, dass die Produktinformationen der Periodenartikel häufig nicht mit den gemessenen Ergebnissen übereinstimmten. „Wir stellten [...] fest, dass die Angaben zur Produktkapazität nicht mit unseren Ergebnissen übereinstimmten – die meisten Produkte gaben an, dass sie eine größere Kapazität haben, als bei unseren Tests festgestellt wurde. Wir vermuten, dass dies darauf zurückzuführen ist, dass die Produkte mit anderen Flüssigkeiten als Blut getestet wurden, z. B. mit Wasser oder Kochsalzlösung“, so die Autorinnen.
Die Menstruation ist sehr individuell – ebenso wie die Bedürfnisse an und Vorlieben für Periodenprodukte. Untersuchungen wie diese könnten für ein größeres Verständnis in der Wissenschaft und Produktentwicklung sorgen. Das wünschen sich auch die Wissenschaftlerinnen: „Ein besseres Verständnis der Kapazität neuerer Menstruationsprodukte kann Ärzten helfen, den menstrualen Blutverlust besser zu quantifizieren, diagnostische Tests anzubieten und [starke Menstruationsblutungen] genau zu behandeln.“ Eine Anpassung des Standards zum Testen von diesen Artikeln wäre jedenfalls wünschenswert, denn Periodenblut ist nun mal keine blaue Kochsalzlösung.
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