Viele Darmkrebspatientinnen leiden noch viele Jahre nach Diagnose und Behandlung unter Magen-Darm-Beschwerden, so die Ergebnisse einer Studie. Die Nachsorge könnte demnach ein Upgrade vertragen.
Mehr als 80 % der Überlebenden von Darmkrebs berichten über anhaltende Magen-Darm-Beschwerden, wobei ein aufgeblähtes Gefühl im Abdomen und Flatulenzen die Liste der häufigsten und schwerwiegendsten Probleme anführen – so die Ergebnisse einer aktuellen Studie. Die Analyse zeigt auch, dass Beschwerden des Gastrointestinaltrakts (GIT) mit einer schlechten Lebensqualität, einer Beeinträchtigung der täglichen sozialen und körperlichen Aktivitäten und einer geringen Zufriedenheit mit dem Körperbild einhergehen.
„Viele Krebsbehandlungen zeigen große Erfolge und viele Krebsüberlebende leben länger als je zuvor“, sagt Claire Han, Hauptautorin der Studie. „Wir haben jedoch herausgefunden, dass die GIT-Beschwerden auch noch 25 Jahre nach der Diagnose weit verbreitet sind, was darauf hindeutet, dass die Behandlung von gastrointestinalen Symptomen bei der Nachsorge Beachtung finden sollte.“
Die Studienergebnisse zeigen, dass Magen-Darm-Symptome mit psychischer Belastung einhergingen, unter der viele Krebsüberlebende leiden. Es konnte jedoch nicht festgestellt werden, ob die GIT-Beschwerden die Ursache oder eine Folge von Einschränkungen der Lebensqualität – insbesondere von Schlafproblemen, Müdigkeit, Depression und Angstzuständen – sind. Die Lage des Krebses im Dick- und Enddarm und die behandlungsbedingten Auswirkungen auf die dort lebenden Mikroben könnten ein Faktor sein, mutmaßt Studienautorin Han.
„Krebsüberlebende mit starken psychologischen Symptomen haben möglicherweise ein höheres Stressniveau, das den Darm entzünden und zu GIT-Beschwerden führen könnte“, so Han. „Die Kausalrichtung könnte bidirektional sein – was zuerst auftritt, spielt keine Rolle, da beide Arten von Symptomen vorhanden sind.“
Die Daten für diese Studie stammen von 413 Darmkrebsüberlebenden. Das Durchschnittsalter der postmenopausalen Frauen lag bei 71 Jahren, wobei das Alter zum Zeitpunkt der Diagnose bei ca. 63 Jahren lag. Etwa 63 % der Teilnehmerinnen waren wegen ihrer Krebserkrankung operiert worden und ca. 34 % hatten mehrere Behandlungen erhalten, darunter eine Operation und eine Radiochemotherapie. Die Sekundäranalyse umfasste Daten aus Fragebögen, in denen eine Vielzahl von Merkmalen erfasst wurden, darunter demografische Daten, GIT-Symptome, Nicht-GIT-Symptome, Ernährungsgewohnheiten und körperliche Aktivität sowie die Frage, wie sich diese Merkmale auf die Lebensqualität auswirken.
Flatulenzen und Blähungen im Bauchraum wurden von etwa 54 % der Teilnehmer angegeben, gefolgt von Verstopfung (ca. 44 %), Durchfall (33,4 %) und Bauch-/Beckenschmerzen (28,6 %). Wurden alle Symptome zu einem Gesamtwert zusammengefasst, berichteten 15,4 % der Überlebenden über mäßige bis schwere gastrointestinale Symptome.
Ein Alter von weniger als fünf Jahren nach der Diagnose und das Überleben einer Krebserkrankung im Stadium III waren mit einer höheren Wahrscheinlichkeit verbunden, anhaltende GIT-Beschwerden zu zeigen. Auch der Schweregrad von Depression, Angstzuständen, Müdigkeit und Schlafproblemen war in der Gruppe mit GIT-Symptomen höher als bei den Frauen ohne GIT-Symptome. Die Ergebnisse deuten auf die Notwendigkeit umfassender Maßnahmen, wie z. B. psychosoziale Unterstützung, Schmerzbehandlung, individuelle Ernährungsberatung und körperliche Rehabilitation, für Darmkrebsüberlebende.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Ohio State University. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Sunguk Kim, unsplash.