Neues aus BaWü: Patienten in der hausarztzentrierten Versorgung werden seltener stationär behandelt, berichten Versorgungsforscher. Auch die Kosten für Pharmakotherapien liegen deutlich niedriger. Apotheken sucht man jedoch vergebens, obwohl sie große Beiträge leisten könnten.
Im Ländle nehmen mehr als 1,25 Millionen Versicherte und über 3.800 Mediziner an der hausarztzentrierten Versorgung (HZV) teil. Versorgungsforscher der Universitäten Frankfurt am Main und Heidelberg haben im Auftrag der AOK Baden-Württemberg Daten aus 2011 und 2012 analysiert. Ihre Studie soll Vorteile des Versorgungsmodells verdeutlichen.
Laut AOK gelang es, 9.000 Klinikeinweisungen zu vermeiden, sprich 4.500 pro Jahr. „Dieses Ergebnis ist nicht zufällig, es ist die Folge der viel intensiveren Beziehung zwischen HZV-Arzt und Patient“, erklärt Professor Dr. Joachim Szecsenyi, Ärztlicher Direktor der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Heidelberg. Zwar hätten HZV-Patienten pro Jahr drei Hausarztkontakte mehr als Versicherte in der Regelversorgung. Im gleichen Atemzug nähmen überflüssige Therapien ab – „unkoordinierte Facharztkontakte“ lagen zahlenmäßig 20 Prozent niedriger als bei der Regelversorgung. Damit nicht genug: Laut Szecsenyi sparten Leistungsträger pro Patient über 100 Euro, und zwar ohne Berücksichtigung möglicher Rabatte. Weitere Qualitätsindikatoren kommen nicht zur Sprache.
Dr. Berthold Dietsche, Vorsitzender des Hausärzteverbands Baden-Württemberg, bringt einen weiteren Vorteil in das Gespräch – aus Sicht von Medizinern. „Sie erfahren Wertschätzung, Berufsbestätigung sowie eine finanzielle Aufwertung. HZV-Praxen bieten bessere Rahmenbedingungen für die freiberufliche Tätigkeit und verbessern die Einnahmesituation. Dies trägt dazu bei, die hausärztliche Profession auch für jüngere Ärzte interessant zu machen, insbesondere auch was den Nachwuchs in ländlichen Gebieten anbelangt.“ An den Beitrag von Apothekern zur Versorgung denkt hier niemand. Sollte es ihnen gelingen, die Arzneimittelinitiative Sachsen Thüringen (ARMIN) erfolgreich umzusetzen, wäre ein großer Schritt getan, um pharmazeutische Kompetenz mit ökonomischen Aspekten zu verbinden. Bis valide Daten vorliegen, werden aber noch einige Jahre in das Land gehen.