Zwischen Karussell und Bierzelt: Auf dem Oktoberfest können Ärzte ihre Patienten direkt vor Ort im mobilen CT untersuchen. Was das bringt, lest ihr hier.
Die Wiesn-Ärzte und -sanitäter haben wieder alle Hände voll zu tun. Allein am vergangenen Samstag, dem ersten Oktoberfesttag, behandelten sie fast 650 Patienten. Neben kleineren und größeren Blessuren, sowie der Versorgung von „alkoholbedingten Totalausfällen“, die zum Standardrepertoire auf dem Volksfest gehören, kümmern sich die Helfer auch um ernstere Fälle. Dieses Jahr werden sie dabei von einem mobilen Computertomographen unterstützt, der 2022 erstmalig auf dem Oktoberfest eingesetzt wurde. Jetzt hat ein Team des Uniklinikums in München untersucht, ob das einzige mobile Volksfest-CT der Welt den erhofften Nutzen gebracht hat. Die Ergebnisse sind im New England Journal of Medicine erschienen.
Die Idee hinter dem mobilen CT: Die Reduzierung der Rettungsfahrten. Bei immerhin rund 390.000 Gästen täglich über einer Dauer von 17 Tagen kommen einige Einsätze zusammen, die die Abklärung eines CTs erfordern – aber dafür müssen die Patienten erstmal in eine Klinik gebracht werden. Mithilfe des mobilen CTs lassen sich schwere Verletzungen schnell identifizieren und die Notfallaufnahmen der Krankenhäuser durch vermeidbare Einweisungen entlasten.
Insgesamt kam das CT in 2022 bei 205 Patienten mit milden Traumata zum Einsatz, darunter diagnostizierten die Ärzte 11 Hirnblutungen und 23 Gesichtsfrakturen. Basierend auf den CT-Befunden wurden insgesamt 17 Patienten mit dem Rettungswagen in eine Notaufnahme gebracht, die anderen konnten auf der Wiesn-Wache ambulant weiterbetreut werden. Dabei kommt übrigens auch Künstliche Intelligenz zum Einsatz. Prof. Clemens Cyran, Oberarzt der Radiologie am LMU Klinikum erklärt: „Die CT-Befundung durch unsere Ärzte wird durch einen KI-Algorithmus unterstützt, der auf CT-Bildern Blutungen im Kopf automatisiert entdecken kann.“
Verglichen mit den Jahren 2015 bis 2019 hat der Einsatz des CT auf dem Oktoberfest die Zahl der Rettungsfahrten erheblich reduziert. An den besucherstärksten Tagen (Freitag und Samstag) in den Jahren 2015–2019 gab es im Mittel insgesamt 137,2 (95 % KI: 124,6–149,8) Einweisungen täglich in die unfallchirurgischen Abteilungen der umliegenden Kliniken. In 2022 waren es an diesen Wiesn-Tagen im Mittel nur 117,8 (95 % KI: 99,3–136,4).
Zum Vergleich zogen die Forscher eine Periode vor und nach dem Oktoberfest heran. In 2015–2019 gab es demnach im Mittel 90,6 (85,8–95,3) Klinikeinweisungen täglich und 2022 im Mittel 86,6 (77,2–96,0) – also fast kein Unterschied. Das mobile CT scheint tatsächlich die Rettungsfahrten reduziert zu haben. „Das Wiesn-CT“, so Cyran „ist eine absolut logische Ergänzung der Wiesn-Ambulanz.“
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