Apotheker zwischen heilberuflichen Entscheidungen, Einflussnahmen der Industrie und Jobs als abhängig Beschäftigte – das kann nicht gut gehen. Jetzt schlägt der FIP vor, Ethik-Kodizes einzuführen. Deutschland ist ebenfalls in der Pflicht, entsprechende Vorgaben zu ratifizieren.
Um ihre Interessen gemeinsam zu vertreten, haben Apotheker bereits 1912 die International Pharmaceutical Federation (Fédération Internationale Pharmaceutique, FIP) gegründet. Mit ihrem Weltverband verfolgen sie gemeinsame Interessen wissenschaftlicher und berufspolitischer Natur. Bei der 74. Jahrestagung ging es um Möglichkeiten, den freien Heilberuf gegen jegliche Beeinflussung zu schützen. Delegierte entwickelten einen speziellen „Codes of Ethics for Pharmacists“.
Im Dokument zurrt die FIP Mindestverpflichtungen für Kodizes fest. Laut Andy Gray, der als Ausschussvorsitzender entsprechende Entwicklungen begleitet hat, zielt die Initiative darauf ab, gegen mögliche Erosionen des Apothekerberufs vorzugehen. Gray nennt hier äußere Beeinflussungen vielfältiger Art, finanzielle Belastungen von Inhabern sowie den Druck auf Arbeitsplätze. Auf dieser Basis könnten nationale Verbände und weitere Verantwortliche, die für regulatorische Prozesse zuständig sind, individuelle Ethik-Kodizes erstellen.
Auch Deutschland, selbst Mitglied der FIP, wird entsprechende Vorgaben früher oder später ratifizieren müssen. Hier lohnt ein Blick auf das Papier „Apotheke 2030. Perspektiven zur pharmazeutischen Versorgung in Deutschland“. Mit ihrem Entwurf greift die ABDA einige Punkte in Richtung Ethikkodex auf: „Voraussetzung für die vertrauensvolle Beziehung zwischen Patient und Apotheke ist, dass sich der Patient zu jeder Zeit auf die unabhängige Versorgung mit Arzneimitteln durch die Apotheke ebenso wie auf die pharmazeutische Kompetenz der Apotheker sowie seiner Mitarbeiter verlassen kann“, hält der Verband fest. Kollegen sollten Bedürfnisse ihrer Patienten „frei von Zwang und unabhängig von Interessen Dritter“ erfüllen. Sie handeln als „freie Heilberufler gemeinwohlorientiert“ sowie „unabhängig von den Interessen Dritter“.
Wie sich derart hehre Ziele umsetzen lassen, bleibt offen. Momentan sehen sich Apotheker vielfältigen Zwängen ausgesetzt, allen voran gesetzlichen Sparmaßnahmen. Krankenversicherungen machen die Sache durch Rabattverträge und durch Nullretaxationen nicht gerade besser. Bleibt noch der Aufwand durch Dokumentationspflichten, sprich Rezeptur, Defektur oder BtM-Abgabe. Damit Kollegen frei vom Einfluss Dritter arbeiten können, benötigen sie vor allem existenzsichernde Honorare. Noch ist es müßig, über einen Verhaltenskodex zu sprechen.