Weltweit gibt es eine starke Zunahme bei der Verwendung mechanischer, aktiver Herz-Kreislauf-Unterstützung. Die Hoffnung ist, mit diesen Hilfsmitteln die Überlebenschance nach einem kardiogenen Schock zu verbessern.
Herzspezialist Prof. Holger Thiele hat eine klinische Studie durchgeführt, an der insgesamt 420 Patienten an 44 Zentren in Deutschland und Slowenien teilgenommen haben. Dabei wurden Patienten der Intensivstation, bei welchen ein akuter Herzinfarkt und ein anschließender kardiogener Schock diagnostiziert wurde, in zwei Gruppen geteilt. Diese wurden hinsichtlich der erhaltenen Behandlung verglichen. Die eine Gruppe erhielt die VA-ECMO-Therapie plus medikamentöse Therapie, die andere Gruppe die medikamentöse Therapie alleine.
Nach einem akuten Herzinfarkt mit kardiogenem Schock haben Betroffene innerhalb von 30 Tagen ein Risiko von fast 50 Prozent, zu versterben. Seit über zehn Jahren werden Patienten oft mit einer venoarteriellen extrakorporalen Membranoxygenierung, kurz VA-ECMO oder ECLS, therapiert. Unter dieser mechanischen Kreislaufunterstützung versteht man den Einsatz von Systemen, die dem erkrankten Herz dabei helfen, das Blut durch den Körper zu pumpen. Eine VA-ECMO kann theoretisch die Funktion des Herzens und der Lunge für eine gewisse Zeit übernehmen. Allerdings führt diese Therapieform auch zu möglichen Komplikationen, wie Blutungen oder Beinischämien.
„Die VA-ECMO senkt entgegen unserer Studienhypothese die 30-Tage-Sterblichkeit nicht. Im Gegensatz zur Standardtherapie war die Sterblichkeit mit 47,8 Prozent versus 49 Prozent statistisch nicht signifikant unterschiedlich. Die VA-ECMO Gruppe hatte sogar mehr Komplikationen wie schwere Blutungen oder Beinischämien. Wir müssen also umdenken und die durch die mechanischen Systeme induzierten Blutungen als auch den zusätzlichen Inflammationsreiz reduzieren. Vermutlich ist weniger mehr im kardiogenen Schock“, erklärt Thiele die Hauptergebnisse der Studie. Die Resultate konnten zusätzlich mit einer patientenbasierten Metaanalyse bestätigt werden, die die Ergebnisse aller bisherigen vier Studien zur mechanischen Herz-Kreislauf-Unterstützung mit VA-ECMO versus Kontrolltherapie verglichen hat. Auch hier zeigte sich kein Überlebensvorteil durch die VA-ECMO bei gleichzeitig mehr Komplikationen.
„Die Studienergebnisse zeigen, dass wir die Häufigkeit der Therapie mit VA-ECMOs in Deutschland und international reduzieren müssen. Das werden die zukünftigen Leitlinien sicherlich auch bald aufgreifen und die Therapie mit aktiven mechanischen Herz-Kreislaufunterstützungssystemen in der Empfehlung herabstufen beziehungsweise sogar generell in der Routine nicht mehr empfehlen“, sagt Thiele.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung von der Universität Leipzig. Die Originalpublikation haben wir euch hier verlinkt.
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