Das Long-Covid-Risiko ist nach einer Infektion mit der Omikron-Variante deutlich geringer als nach einer Ansteckung mit früheren Varianten. Diese und weitere Erkenntnisse ergaben sich jetzt aus Analysen der Uni Halle.
Die zugrundeliegenden Risikofaktoren der Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung werden derzeit intensiv untersucht. Ein Forscherteam der Universitätsmedizin Halle untersuchte nun die Zusammenhänge zwischen Long COVID und verschiedenen Corona-Varianten, Impfungen sowie vorherigen Infektionen.
Die Studie basiert auf dem deutschlandweiten DigiHero-Projekt, an dem sich bis Juni 2022 mehr als 48.000 Personen beteiligten. „Es gibt bereits Studien über das Long COVID-Risiko der unterschiedlichen Varianten, aber keine hat bisher die Infektionsgeschichte berücksichtigt“, erklärt Prof. Rafael Mikolajczyk von der Uni Halle. „Von den Befragten berichteten etwa 11.000 über mindestens eine Corona-Infektion, die bis zur Datenerhebung unserer Studie mindestens zwölf Wochen zurücklag. Die Zuordnung erfolgte nach der vorherrschenden Variante zum Zeitpunkt der berichteten Infektion.“
Abgefragt wurde eine Liste von 24 typischen Long COVID-Symptomen. 2.822 Personen gaben an, solche Symptome erfahren zu haben. Davon berichteten 406 (14 %) von schwerer Erschöpfung, 237 (8 %) von starken Kopfschmerzen und 202 (7 %) von schwerer Kurzatmigkeit. Die Intensität der Symptome war dabei unabhängig von der Corona-Variante.
„Unsere Studie zeigt, dass der prozentuale Anteil von Menschen mit Long COVID-Symptomen nach einer Infektion in der Zeit, als Omikron vorherrschte, am geringsten war“, sagt Erstautorin Sophie Diexer. Demzufolge war das Risiko nach einer Omikron-Infektion etwa drei- bis viermal geringer als nach einer Wildtyp-Infektion, bei der rund die Hälfte aller Wildtyp-Erkrankten anhaltende Beschwerden feststellten. Allerdings erfolgte der Großteil aller Infektionen, während Omikron dominierte. „Rein zahlenmäßig sind insofern die meisten Menschen nach einer Omikron-Infektion an Long COVID erkrankt“, so Diexer.
Die Studie gibt zudem deutliche Hinweise auf einen schützenden Effekt nach überstandener Corona-Infektion. „Menschen, die nach ihrer ersten Infektion keine anhaltenden Symptome entwickelten, hatten bei einer wiederholten Ansteckung ein deutlich geringeres Long COVID-Risiko als Menschen, die erstmalig an COVID-19 erkrankten. Uns hat die Stärke dieses Effekts überrascht“, erklärt die Forscherin.
Einen schützenden Effekt der Corona-Impfung gegen Long COVID im Fall eines Impfdurchbruchs konnten die Wissenschaftler hingegen nicht nachweisen. Eine Analyse des auf Omikron zugeschnittenen Impfstoffs war aufgrund des Zeitpunkts der Studie allerdings noch nicht möglich. Derzeit laufen weiterhin Folgebefragungen, um zu erforschen, wie lange die Long COVID-Symptome anhalten und was Betroffenen Linderung durch individuelle Therapien verschafft.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universitätsmedizin Halle. Die Originalpublikation findet ihr hier.
Bildquelle: Mel Elías, Unsplash.