Viele Männer zögern, bei Problemen mit dem Wasserlassen einen Arzt aufzusuchen. Der erste Weg führt also häufig in die Apo und zu pflanzlichen Mitteln. Aber was taugen sie wirklich?
Bei einer benignen Prostatahyperplasie vergrößert sich die innere Zone der Prostata und fordert somit zusätzlichen Raum. Dummerweise geht die Harnröhre, von der Blase aus kommend, direkt durch die Prostata hindurch, was zur Folge hat, dass eine vergrößerte Prostata die Harnröhre zusammendrückt. Führt das zu Problemen beim Wasserlassen, spricht man vom benignen Prostatasyndrom.
Den betroffenen Männern fällt es oft schwer, mit dem Wasserlassen zu starten. Häufig können sie auch nicht genug Druck aufbauen, sodass der Strahl nur schwach ist. Ebenso kann es passieren, dass sie mittendrin keinen Druck mehr aufbauen können und deshalb das Wasserlassen fürs Erste unterbrechen müssen. Viele haben auch oft das Gefühl, gleich wieder auf die Toilette zu müssen, da die Blase nicht richtig entleert werden konnte. Bei manchen Männern tröpfelt nach dem Wasserlassen noch Urin nach, der ein oder andere muss sogar nachts aufstehen, um auf die Toilette zu gehen.
Diese Beschwerden führen dazu, dass einige Männer erstmal pflanzliche Produkte aus der Apotheke ausprobieren wollen, bevor sie sich von ihrem Arzt etwas verschreiben lassen. Aber auch Urologen empfehlen mitunter solche Präparate.
Zur Behandlung des benignen Prostatasyndroms wird ein alkoholischer Dickextrakt der Sägepalmenfrüchte verwendet. Ein Dickextrakt weist eine halbfeste Konsistenz auf und ist im Gegensatz zum Trockenextrakt daher noch etwas flüssig. In dem Extrakt sind dann Substanzen, wie Beta-Sitosterin, enthalten, die, ähnlich wie Finasterid und Dutasterid, die 5-Alpha-Reduktase hemmen sollen. Mit der Hemmung der 5-Alpha-Reduktase wird die Umwandlung von Testosteron zu Dihydrotestosteron reduziert. Weniger Dihydrotestosteron bedeutet weniger Prostatawachstum.
Manche kleineren Studien deuteten darauf hin, dass Sägepalmenfrüchte tatsächlich Abhilfe schaffen könnten. Größere, besser durchgeführte Studien zeigten jedoch, dass dem nicht so ist. Somit liegt keine Wirkung vor, die über den Placeboeffekt hinausgeht.
Des Weiteren wird ein Extrakt verwendet, der aus einem Auszug der Samen des Arzneikürbis besteht. Auch bei diesem Extrakt soll die Wirkung auf die Hemmung der 5-Alpha-Reduktase durch Beta-Sitosterin zurückzuführen sein. Kürbiskerne weisen zudem eine entwässernde Wirkung auf.
Auch in diesem Fall konnte in Studien gezeigt werden, dass es leider keinen Unterschied machte, ob man nun mit Kürbiskernen oder nur mit einem Placebo behandelt wurde.
Was auch noch eingesetzt wird, sind Extrakte aus der Brennnesselwurzel. Sie haben nicht nur eine entwässernde Wirkung, sondern sollen ebenfalls über eine Hemmung der 5-Alpha-Reduktase die Entstehung von Dihydrotestosteron reduzieren.
Aussagekräftige Studien, die eine Wirkung bei Beschwerden durch eine vergrößerte Prostata eindeutig belegen können, fehlen leider auch hier.
Zusammenfassend muss man also leider sagen, dass man seine Zeit nicht mit pflanzlichen Präparaten verschwenden sollte, um die Symptome einer vergrößerten Prostata zu lindern. Es gibt auch wirksame Arzneimittel.
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