„Wenn du deinen Teller aufisst, scheint morgen die Sonne!“ Warum Ernährung das Wetter beeinflusst und wie sich Kliniken gegen extreme Hitze wappnen können, lest ihr hier.
Der Klimawandel sorgt für heiße Themen – im wahrsten Sinne des Wortes. Das Klima ändert sich rasant und Hitzewellen brechen immer öfter über uns ein. Das bringt allerdings auch gesundheitliche Folgen mit sich. Die WHO hat den Klimawandel bereits als größte Gesundheitsbedrohung der Menschheit definiert, erklärt Dr. Rolf Weidenhagen auf einer Pressekonferenz zu Holistischer Gefäßgesundheit der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin. Er ist Chefarzt an der Klinik für Gefäßchirurgie, vaskuläre und endovaskuläre Chirurgie am Klinikum Neuperlach in München und Leiter der Kommission für Klima und Gefäßgesundheit der DGG.
Die klimatischen Veränderungen treffen dabei die vulnerabelsten Patienten und das seien oft die mit kardiovaskulären Erkrankungen, sagt Weidenhagen. Diese können sich weniger gut an die Temperaturänderungen anpassen und infolgedessen kann es zur Verstärkung der Grunderkrankung und zur Erhöhung der Erkrankungshäufigkeit kommen. Weidenhagen empfiehlt daher, den Patienten Maßnahmen für die Anpassung an das veränderte Klima mit auf den Weg zu geben, aber auch klimatische Veränderungen sollen ihm zufolge aufgehalten werden.
Wenn es heiß ist, versucht der Körper die Temperatur zu regulieren – die Blutgefäße erweitern sich. Durch die vergrößerte Oberfläche der Gefäße kann dann mehr Wärme abgegeben werden. In Konsequenz kommt es zum Abfall des Blutdrucks. Wenn Patienten zusätzlich dehydriert sind, wird das langsam fließende Blut dicker und es kommt vermehrt zu Gefäßverschlüssen wie Bypassverschlüssen und Thrombosen. Patienten, die blutdruckwirksame Medikamente oder Diuretika nehmen, sind besonders gefährdet.
Weidenhagen betont die Notwendigkeit, Hitzeschutzpläne zu aktivieren, bzw. zu etablieren. „Sie müssen eingeübt werden, sowohl beim Personal als auch bei den Patienten. Das ist eine Aufgabe, die wir in den nächsten Monaten und Jahren verstärkt in Kliniken umsetzen müssen“, führt er aus. Dazu gehören die Identifizierung und Überwachung von Risikopatienten, Überwachung des Flüssigkeitshaushaltes, das Bereitstellen von Kühlmöglichkeiten und Anpassungen der Medikation, um Blutdruckabfall und Flüssigkeitsverlust zu verhindern. Patienten und Angehörige dazu zu schulen, ist eine wirksame und nicht zu vernachlässigende Maßnahme.
Eine von Weidenhagens vorgestellten Maßnahmen betrifft die Ernährungsweise. „Die ‚Planetary Health Diet‘ ist eine weltweit von Wissenschaftlern und Experten zusammengestellte Ernährungsweise, die zwei Dinge verfolgt: Sie soll das Weltklima schützen und unsere Gesundheit verbessern.“ Anders als bei anderen klimaschützenden Maßnahmen, bietet diese Ernährungsform auch persönliche Vorteile. „Wenn ich mich so ernähre, dass es dem Weltklima gut geht, tue ich gleichzeitig was für meine Gesundheit.“ Die Planetary Diet soll eine Pflanzen- und Obst-basierte Ernährung mit ungesättigten Fettsäuren, weniger Fleisch und mehr regionalen Produkten fördern – Zutaten, die Weidenhagen auch in Krankenhauskantinen sieht.
Ein weiterer Aspekt, den Weidenhagen anspricht: „Ca. 5 % der bundesweiten Treibhausemissionen stammen aus Kliniken. Damit tragen wir mehr bei als die Luftfahrtindustrie.“ Neben einer nachhaltigeren und ökologischeren Gestaltung von Neubauten und bei Renovierungen, geht es ihm auch darum, Ressourcen einzusparen und ressourcenschonend zu arbeiten. Der Materialverbrauch soll besonders in der Chirurgie reduziert werden – sie macht immerhin 25 % des Ressourcenverbrauchs in Kliniken aus. Hier kann die Förderung von gemeinsamen Projekten mit der Industrie innovative Lösungen für Verpackungen schaffen.
Ein größerer Fokus auf Recycling kann ebenso zur Nachhaltigkeit der Krankenhäuser beitragen. Während kontaminierter Klinikmüll verbrannt werden muss, kann nicht-kontaminierter Verpackungsmüll getrennt und im Anschluss recyclet werden. Diese Einsparungen können dazu beitragen, dass Krankenhäuser ökologischer werden und weniger zum Klimawandel und Hitzesommern beisteuern.
In der Pressekonferenz nennt Weidenhagen wichtige Punkte, die das Surfen auf der nächsten Hitzewelle erleichtern und erklärt wie wir sie durch klimabewusstes Handeln in Zukunft verhindern könnten. Patienten sollten vorbereitet werden, durch präventive Maßnahmen wie Ernährung oder direkte Maßnahmen wie Medikamentenanpassungen. Doch auch Kliniken müssen an klimatische Veränderungen angepasst werden und das sowohl baulich – z.B. durch Klimaanlangen und Isolierungen – als auch verbrauchstechnisch, durch Einsparungen der Materialien und einer angestrebten Klimaneutralität. „Klima und Gesundheit gehören zusammen und genauso ist es unsere Aufgabe unsere Patienten vor klimatischen Änderungen zu schützen“, erklärt Weidenhagen abschließend.
Bildquelle: Heather Barnes, Unsplash