Wie hilft man Patienten, die von übermäßigem Aufstoßen oder Völlegefühl berichten? Gastroenterologen geben jetzt Tipps zur Diagnose und Therapie.
Aufstoßen, Völlegefühl, Blähbauch – diese Beschwerden kennt wohl jeder. Manche Patienten sind allerdings so häufig oder so stark davon betroffen, dass sie in ihrer Lebensqualität eingeschränkt sind. Problematisch für Ärzte ist, dass hinter den Symptomen eine ganze Bandbreite von Erkrankungen stecken kann, von harmlosen Verdauungsproblemen bis hin zu ernsthaften Krankheiten. Hinzu kommt eine recht dürftige Studienlage zu diesen spezifischen Beschwerden. Welche diagnostischen Untersuchungen sollten Ärzte bei diesen Patienten also vornehmen und wie behandeln? US-Gastroenterologen haben dazu kürzlich 15 Tipps und Behandlungsalgorithmen in der Zeitschrift Gastroenterology vorgestellt. Hier kommen die Highlights:
Übermäßiges Aufstoßen tritt bei verschiedenen gastrointestinalen Erkrankungen auf, wie etwa der gastroösophagealen Refluxkrankheit. Andere Ursachen sind vermehrtes Luftschlucken beim Essen, Trinken oder Sprechen (Aerophagie). Seltener ist das sogenannte supragastrische Aufstoßen. Dabei wird nach Anspannung des Bauches schnell Luft in die Speiseröhre gepresst, was oft unbewusst abläuft und häufig mit Angststörungen assoziiert ist. Das wiederum bedarf einer völlig anderen Behandlung.
Beim Thema Aufstoßen betonen die Autoren daher die Unterscheidung zwischen gastrischem und supragastrischem Aufstoßen anhand der klinischen Anamnese und Untersuchung und, falls erforderlich, einer Ösophagus-Impedanzmessung. Bei supragastrischem Aufstoßen können kognitive Verhaltenstherapie, Biofeedback-Training und (antidepressive) Medikamente allein oder in Kombination mit Psychotherapien in Betracht gezogen werden.
Blähungen und Völlegefühl sollten laut der Autoren anhand der Rom-IV-Kriterien diagnostiziert werden, also den Diagnosekriterien für funktionelle gastrointestinale Störungen (FGID). Da diese Beschwerden bei zahlreichen gastrointestinalen Erkrankungen auftreten können, schlagen die Autoren folgenden Diagnose- und Behandlungsalgorithmus vor:
Diagnose- und Behandlungsalgorithmus bei Blähungen und Völlegefühl. Quelle: Moshiree et al.
Bei Patienten mit Verdacht auf Kohlenhydratintoleranz kann eine Einschränkung der Ernährung auf potenziell problematische Kohlenhydrate oder ein Atemtest zum Ausschluss einer Intoleranz eingesetzt werden. Bei einer Untergruppe von Risikopatienten können Ärzte einen Test auf bakterielle Überwucherung im Dünndarm erwägen. Dazu kommen aerobe und anaerobe Kulturen von Dünndarmaspiraten zum Einsatz, die während einer Endoskopie des oberen Gastrointestinaltrakts gewonnen wurden. Bluttests können verwendet werden, um eine Zöliakie auszuschließen – bei positivem Befund sollte die endgültige Diagnose durch eine Biopsie des Dünndarmgewebes bestätigt werden.
Endoskopie und Bildgebung sollten auf Patienten mit alarmierenden Merkmalen wie Erbrechen oder Gewichtsverlust, einer raschen Verschlechterung der Symptome oder einer abnormalen körperlichen Untersuchung beschränkt werden, schreiben die Autoren. Tests wie Magenentleerungs-Szintigraphien sollten nicht routinemäßig angeordnet werden, wenn keine Übelkeit und kein Erbrechen vorliegen. Ebenso sollten Motilitätsuntersuchungen des gesamten Darms nur angeordnet werden, wenn Symptome vorliegen, die auf Motilitätsstörungen hindeuten.
Liegen Verstopfung mit Blähungen vor, sollten Ärzte eine anorektale physiologische Untersuchung durchführen, um eine Beckenbodenstörung auszuschließen, die – falls vorhanden – mit einem Biofeedback-Training des Beckenbodens behandelt werden kann. Verstopfung im Zusammenhang mit Blähungen kann ebenfalls mit Abführmitteln behandelt werden. Der Einsatz von Probiotika wird hingegen nicht empfohlen, da es an belastbaren Studien mangelt. Die Autoren geben den Rat, Ernährungsumstellungen von Patienten immer von Ernährungsberatern überwachen zu lassen.
Alle Empfehlungen findet ihr hier.
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