Kinder haben ihren eigenen Kopf. Dass er ebenfalls eine gute Portion Durchsetzungsvermögen besitzt, hat der Sohn einer münsterschen Medizinstudentin schon bei seiner Geburt bewiesen: Er hatte es so eilig, dass er die Abschlussprüfung seiner Mutter zunächst sprengte.
Der kleine Quentin wurde demnach vier Wochen vor dem geplanten Termin geboren – ausgerechnet am zweiten Prüfungstag, an dem die Prüfer vom Klinikum Osnabrück sowie den Christophorus-Kliniken Coesfeld seiner Mutter im mündlichen Prüfungsteil auf den Zahn fühlen sollten. Zur festgesetzten Uhrzeit lag die werdende Mutter und Medizinstudentin jedoch in den Wehen und konnte nicht im Klinikum Osnabrück erscheinen. Eigentlich wäre die Abschlussprüfung damit versiebt gewesen: Wer zu einem Prüfungstermin nicht erscheint, fällt durch. Zwar gibt es Möglichkeiten zur Verschiebung - aber unter den zulässigen Gründen war eine Geburt bis dahin nicht vorgesehen. Durch Vermittlung der Prüfungsärzte und des IfAS-Instituts der Uni Münster ist aus Quentin mittlerweile ein „Fall“ geworden, den es in der Geschichte der medizinischen Prüfungen noch nicht gegeben hat. Die Mediziner setzen sich beim Landesprüfungsamt in Düsseldorf für die Mutter ein, sodass dieses schlussendlich eine Ausnahme für die Medizinstudentin machte: Zwar wurde der erfolgreiche erste Teil ihrer Prüfung nicht anerkannt und die 26-Jährige musste beide Teile neu ablegen, aber sie durfte sich, ohne die sonst vorgeschriebene halbjährige Frist, bereits nach vier Wochen erneut prüfen lassen.
Das Ergebnis: Die frischgebackene Mutter hat mit der Note „sehr gut“ bestanden. Bei der Prüfung war der Junge sogar dabei: „Es hing alles vom Engagement der Chefärzte ab. Das Landesprüfungsamt hat nur zugestimmt, weil die Ärzte bereit waren, die Prüfung noch einmal zu machen und dann auch wirklich so schnell neue Termine für mich gefunden haben“, berichtet die Medizinstudentin. Nach der erfolgreichen Prüfung will sie im nächsten Jahr ihre Doktorarbeit schreiben und sich dann eine Stelle in einem Krankenhaus suchen.