Patienten haben ihre Herzgesundheit oft selbst in der Hand. Aber welche Veränderungen des Lebensstils bringen den besten Erfolg? Eine großangelegte Studie hat das jetzt untersucht.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen nach wie vor an der Spitze der Todesursachen in Deutschland. Und selbst wenn sie nicht zum Tod führen, können sie die Lebensqualität für Betroffene erheblich mindern, ganz zu schweigen von den Kosten, die durch Behandlung und Medikamente jedes Jahr entstehen. Es ist also nicht überraschend, dass sich unzählige Studien der Frage gewidmet haben, was kardiovaskuläre Erkrankungen verursacht oder wahrscheinlicher macht. Klar ist, man kann sein Risiko beeinflussen – diskutiert wird aber, wie sehr.
Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, hat das Globale Konsortium für kardiovaskuläre Risiken 112 Kohortstudien mit insgesamt über 1,5 Millionen Teilnehmern analysiert. In allen Studien wurden die Teilnehmer der prospektiven Studie für 8–10 Jahre beobachtet, über ihr Risikoverhalten befragt und kardiovaskuläre Vorfälle dokumentiert. Dabei wollten sie besonders wissen, wie groß der Einfluss von sogenannten modifizierbaren Risikofaktoren ist, also Faktoren, die man aktiv beeinflussen kann. Im Fokus standen BMI, Rauchen, Diabetes-Typ-2, non-HDL-Cholesterin und Bluthochdruck.
Wenig überraschend war, dass die modifizierbaren Risikofaktoren oft mit einer kardiovaskulären Erkrankung in Verbindung gebracht werden konnte. In über der Hälfte der Vorfälle lag mindestens einer der fünf genannten Faktoren vor, bei den kardiovaskulär-bedingten Todesfällen war es ein Fünftel. Überraschender war hingegen, dass nicht alle gleich risikobelastet sind.
Generell sind Frauen seltener betroffen als Männer. Von allen Frauen, die in Westeuropa an einer Studie teilgenommen haben, hatten 3,7 % einen kardiovaskulären Vorfall, wohingegen es bei den westeuropäischen Männern 7,3 % waren. Damit lag Westeuropa nah an dem weltweiten Durchschnitt von 4,0 % erkrankten Frauen und 7,8 % erkrankten Männern.
Interessanterweise war das Risiko, das mit den untersuchten Faktoren einhergeht, bei Frauen im Schnitt höher als bei Männern. Lag bei den Frauen mindestens einer der modifizierbaren Faktoren vor, lag das Risiko zu erkranken bei 57,2 % und zu sterben bei 22,2 %. Bei Männern war die Erkrankungswahrscheinlichkeit bei 52,6 % und die Todeswahrscheinlichkeit lag bei 19,1 %. Die Wahrscheinlichkeiten für die jeweiligen Faktoren haben wir euch in der Grafik aufgeschlüsselt.
Relatives Risiko für einen kardiovaskulären Vorfall für Frauen bzw. Männer. Gezeigte modifizierbare Risikofaktoren sind (1) Bluthochdruck, (2) Non-HDL-Cholesterin, (3) Diabetes-Typ-2, (4) Tabakrauchen, (5) erhöhter BMI.Credit: DocCheck, erstellt mit BioRender.com
Die Autoren bemerkten, dass Rauchen und der BMI ein deutlich geringeres Risiko mit sich brachten als bisher angenommen. Sie wiesen jedoch auch darauf hin, dass die meisten der Faktoren nicht rein unabhängig betrachtet werden dürften, da zum Beispiel ein höherer BMI auch mit einem erhöhten Diabetes-Risiko verbunden ist. Der BMI könnte also eine wichtige Rolle als sekundärer Faktor spielen, weil er die Wahrscheinlichkeit für andere primäre Risikofaktoren erhöht.
Natürlich gibt es nicht nur die fünf genannten modifizierbaren Risikofaktoren. Weitere wichtige Beispiele sind Alkoholkonsum oder das Level an Bewegung. Die Autoren merkten an, dass sie auf eine Inklusion weiterer Faktoren verzichteten, weil sie so viele Studien wie möglich analysieren wollten und die fünf gewählten Faktoren am häufigsten untersucht wurden. Zukünftige Studien sollten sich aber nicht nur auf diese fünf beschränken.
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