Mit psychedelischen Mikrodosierungen zum Therapie-Erfolg: Psilocybin wird in immer mehr Ländern zur Behandlung psychischer Krankheiten zugelassen. Welche Bedeutung hat die Selbstmedikation?
Psilocybin ist seit langem als klassische psychedelische Substanz bekannt und wurde in letzter Zeit auf sein Potenzial hin untersucht, bei der Behandlung verschiedener psychiatrischer Störungen, vor allem Depression und Sucht, durch eine Therapie mit einer hohen Psilocybin-Dosis zu helfen. Bei einer solchen therapeutischen Behandlung nimmt der Patient nach einer gründlichen therapeutischen Vorbereitung Psilocybin ein und macht in einer unterstützenden Umgebung mit einem ausgebildeten Therapeuten eine psychedelische Erfahrung. Anschließend wird die Erfahrung über mehrere Therapiesitzungen integriert.
In der kürzlich in Nature – Molecular Psychiatry veröffentlichten Studie untersuchten Prof. Mikael Palner und Doktorandin Kat Kiilerich von der Forschungseinheit für klinische Physiologie und Nuklearmedizin an der Universität von Süddänemark die Auswirkungen geringer Psilocybin-Dosen auf Ratten. Sie konzentrierten sich dabei auf wiederholte niedrige Psilocybin-Dosen, die deutlich unter den üblicherweise in therapeutischen Situationen verwendeten Dosen liegen und als Mikrodosierung bezeichnet werden.
„Microdosing ist ein Phänomen, das in der Leistungskultur populär geworden ist, insbesondere in Gegenden wie dem Silicon Valley in Kalifornien – und das sich in der Folge durch Geschichten und Anekdoten im Internet als eine Form der Selbstmedikation bei verschiedenen Problemen verbreitet hat“, erklärt Studienautor Mikael Palner.
Die an Ratten durchgeführte Studie zeigte, dass die Tiere die wiederholten niedrigen Dosen von Psilocybin gut vertragen haben und keine Anzeichen von Anhedonie, Angst oder veränderter Bewegungsaktivität zeigten. Vor allem erhöhten wiederholte niedrige Dosen von Psilocybin die Stressresistenz der Ratten – und sie zeigten weniger zwanghaftes Verhalten. Außerdem wurde eine Zunahme der Verbindungen zur Thalamus-Region des Gehirns beobachtet, die als eine Art Filter für unsere Entscheidungen und Bedenken dient.Scan eines Rattengehirns, der die Beeinflussung des Serotonin-5-HT2A-Rezeptors durch Psylocobin zeigt. Credit: Mikael Palner, University of Southern Denmark.
Die veränderte Konnektivität zum Thalamus könnte dazu beitragen, dass wir Stressfaktoren besser widerstehen können und könnte erklären, warum so viele Menschen über positive Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden berichten, wenn sie kleine Dosen psychedelischer Pilze zu sich nehmen.
Mit der aktuellen Studie haben die Forscher eine valide Methode entwickelt, die für die weitere Erforschung der Auswirkungen wiederholter niedriger Psilocybin-Dosen genutzt werden kann. Die Studie untermauert auch die zahlreichen anekdotischen Berichte über die Vorteile der Mikrodosierung als therapeutische Maßnahme. Dies ebnet den Weg für weitere Forschungen und möglicherweise völlig neue Ansätze zur Behandlung verschiedener psychischer Störungen.
„Die zunehmende Angst und der Stress in der Gesellschaft haben die Mikrodosierung in den Mittelpunkt gerückt und zu einem starken Anstieg des Handels mit Pilzen geführt. Länder wie die Niederlande, Australien, die USA und Kanada haben Psilocybin für die therapeutische Behandlung entweder legalisiert oder sind dabei, dies zu tun“, sagt Palner. „Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir die Wirkungen und Nebenwirkungen dieser Substanzen verstehen, die bereits von vielen Menschen auf der ganzen Welt genutzt werden.“
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der University of Southern Denmark Faculty of Health Sciences. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Jesse Bauer, unsplash